Die Pfarrkirche St. Peter in Merzig ist der älteste erhaltene und damit bedeutendste romanische Sakralbau des Saarlandes.
Die dreischiffige spätromanische Basilika besteht aus einem Langhaus, zwei Nebenapsiden, einer wunderschönen Ostapsis und einem westlichen Glockenturm, der im 18. Jahrhundert dazukam.
St. Peter wurde um 1200 von den Prämonstratensermönchen, die als Nachfolger der Augustinerchorherren aus Springiersbach 1182 nach Merzig gekommen waren, als Klosterkirche errichtet. Die Betreuung der Pfarrgemeinde durch diese Chorherren war allerdings nicht so wie erwartet. Deshalb wurden die Seelsorge und die Propstei Merzig von dem Trierer Erzbischof Arnoldi an die Prämonstratenserabtei Wadgassen übertragen. Diese in Merzig errichtete Kirche hat den Heiligen Petrus zum Schutzpatron.
Es wird auch von einer Walpurgiskirche gesprochen. Diese stand zwischen der St. Peter Kirche und dem Friedhof und wurde 1772 niedergelegt. Die Heilige Walpurgis ist die zweite Schutzpatronin von St. Peter und die der Bauern und Landsleute. Jeden Dienstagmorgen wird in St. Peter eine Marktmesse zelebriert. Im Innern von St. Peter ist die Heilige Walpurgis vorne im Chorraum auf der Wandmalerei zu erkennen.
Der Altarraum wird von dem aus dem 14. Jahrhundert stammenden überlebensgroßen Kruzifix beherrscht. Es hängt im Chorbogen über dem aus dunklem Marmor bestehenden Zelebrationsaltar.
An der rückwärtigen Apsis steht der von dem Saarlouiser Bildhauer Ferdinand Ganal geschaffene Hochaltar. Bekrönt wird er von einem Volutenaufbau, der das Nest einer Pelikanmutter mit ihren Jungen trägt. Der Legende nach reißt sich die Pelikanmutter die Brust auf und nährt mit dem Blut ihre Jungen – das Symbol der Eucharistie.
Riesiges Kruzifix dominiert Altarraum
In der Halbkuppel über der Ostapsis ist in der Wölbung Christus als Pantokrator („Der Weltenherrscher") zu sehen. Darüber zeigt Gottes Hand auf seinen geliebten Sohn, der umgeben ist von den vier Evangelisten. Ein Mensch versinnbildlicht Matthäus, der Löwe Markus, der Stier Lukas und der Adler Johannes. Diese Symbole finden sich auch als Attribute in figürlichen Darstellungen der Evangelisten.
Ein weiteres Merkmal dieser Klosterkirche ist die goldene Hand, die sich am Kapitell der ersten rechten Säule der Apsis befindet. Sie weist auf eine kleine Öffnung auf der gegenüberliegenden Seite, auf das sogenannte „Totenfenster", auch Merziger „Seelenschlupf" genannt. Sie gemahnt an den Tod, ein Memento mori. In früheren Jahrhunderten blickte man direkt auf den Friedhof nebenan, im ländlichen Raum auch Kirchhof genannt.
Ein weiteres Kapitell ist ebenso erwähnenswert. An einer Säule auf der Nordseite ist das „Merziger Teufelchen" zu erkennen. Eine Schadstelle wurde durch eine Zutat von Gips restauriert und zwar in Form einer stehenden menschlichen Figur, einem Teufelchen ähnelnd. Viele Besucher sagen des Öfteren schmunzelnd: „Ja, ich kenne jemand, der diesem gleicht."
Auf dem Altar des Gefangenenmahnmals in der nördlichen Seitenapside ist eine große, aus dem 17. Jahrhundert stammende, Pietà aufgestellt. Maria hält ihren sterbenden Sohn im Schoß, leicht schwebend, was schon eine Erleichterung der irdischen Qual ankündigt und zur Erlösung führt.
Neben dem Petrusfenster in der Nordwand des Querhauses zu Ehren des Namenpatrons dieser Kirche (geschaffen von dem Kunstmaler Alois Stettner, Mudersbach), mit den Attributen der Tiara, des Hahnes, des Fischernetzes und des Felsens, sind die Kirchenmaler Heinrich Klein und sein Bruder Ernst zu erwähnen. Ihre Wandmalereien zeigen links neben dem Glasfenster die Entsendung der Prämonstratensermönche durch Erzbischof Arnoldi. Der vorn im Bild kniende Propst hält einen gerollten Bauplan mit der hier zu errichtenden Kirche in der Hand. Diese ist oben in dem blauen Feld zu erkennen. Rechts neben diesem bunten Glasfenster sieht man die Mönche und im Hintergrund zwei dunkel gekleidete Reformatoren, die die Bevölkerung von ihrem Glauben abbringen wollten. Dank des beherzten Auftretens der Mönche sind die Bewohner des unteren Saartals ihrem Glauben treu geblieben.
Heiliger Rock außer Landes gebracht
Ein Höhepunkt der Geschichte von St. Peter ist auf der Wandmalerei von Heinrich Klein im südlichen Querschiff über dem Eingang zur Sakristei festgehalten: Er zeigt die feierliche Rückführung des Heiligen Rocks nach Trier.
Der Heilige Rock musste zur Zeit der Französischen Revolution außer Landes gebracht werden. Die Nacht vom 8. zum 9. Juli 1810 verbrachte er in der St. Peter Kirche Merzig und wird am nächsten Tag von vielen Gläubigen in einer feierlichen Prozession zum Dom nach Trier begleitet.
Nicht zu vergessen ist Pfarrer Reiss – Dechant in der Zeit von 1871 bis 1910. Mit unermüdlichem Einsatz bewahrte er die Kirche vor dem
Zerfall. Er fand Zugang zu Geldquellen wie kein anderer. So stiftete zum Beispiel Eugen von Boch wunderschöne ornamentale Fußbodenfliesen, welche später allerdings wieder mit Marmor zugelegt wurden. Ihm zu Ehren ist eine Plakette aus Terrakotta direkt neben dem Haupteingang angebracht.
Am hinteren Pfeiler der Kirche steht eine Holzskulptur mit dem Heiligen Nikolaus. Er ist der Schutzpatron der Fischer und häufig in Verbindung mit einem Bottich und drei Kindern zu sehen. Dazu gibt es mehrere Geschichten und Legenden, makabere und fröhliche.
Die Skulptur des Heiligen Antonius begrüßt die Kirchenbesucher im Innenraum des Haupteingangs. Ihm wird nachgesagt, dass er hilft, verlorene Dinge wiederzufinden.
Die Marienkapelle mit dem Bild der „Immerwährenden Hilfe" wird beidseitig von betenden Engeln flankiert, die ursprünglich am Hochaltar das Allerheiligste verehrten.
Es gibt noch mehr zu erzählen. Orgelkonzerte mit einer Klaisorgel von dem Orgelbauer J. Klais aus Bonn finden übrigens nicht nur in der Weihnachtszeit statt. Die Kirche St. Peter in Merzig ist einen Besuch wert. Zum Schauen. Zum Hören. Und zum Innehalten.