15.09.2018
Geheimdienstchef mit eigenem Kopf
Zurückhaltung war noch nie die herausragendste Eigenschaft, die Hans-Georg Maaßen zugeschrieben wird. Auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise gehörte der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz zu denen, die mehr oder weniger öffentlich Kritik an der Migrationspolitik von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) übten. Das kam im Kanzleramt gar nicht gut an – der Rheinländer soll damals gemahnt worden sein, sich zurückzuhalten. Nachdem im März mit CSU-Chef Seehofer der lauteste Kritiker von Merkels Flüchtlingspolitik Innenminister und damit sein direkter Dienstherr geworden war, dürfte sich Maaßen gut aufgehoben gefühlt haben.
Doch sein Auftreten sorgte weiter für Ärger. Kritiker warfen dem 55-Jährigen Gespräche mit AfD-Bundestagsabgeordneten vor. Maaßen und sein Amt versuchten, die Vorwürfe mit dem Argument zu kontern, er führe Gespräche mit Abgeordneten aller im Bundestag vertretenen Parteien. Dennoch verstummten die Vorhaltungen nicht.
Dann wurde Ende August in Chemnitz ein 35 Jahre alter Deutscher mutmaßlich von Asylbewerbern erstochen, Rechtsextreme marschierten durch die Stadt, es kam zu Übergriffen auf Ausländer. Als empörte Bürger und Rechtsextremisten durch die sächsische Stadt ziehen, ärgert sich Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen. Ihn stört, dass so viel über die ausländerfeindlichen Ausfälle einiger Demonstranten gesprochen wird. Er findet, der Fokus sollte auf dem Tötungsdelikt liegen, zu dem Asylbewerber als Tatverdächtige ermittelt wurden. Seinem Ärger macht Maaßen in einem Interview mit der „Bild"-Zeitung Luft. Er schürt dabei auch Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Bundesregierung. Maaßen verwahrt sich dagegen, dass Vorgänge, die in einem Video aus Chemnitz zu sehen sind, als „Hetzjagd" bezeichnet werden. Er sagt, es sprächen „gute Gründe" dafür, dass es sich bei dem Video „um eine gezielte Falschinformation handelt, um möglicherweise die Öffentlichkeit von dem Mord in Chemnitz abzulenken".
Die Opposition schäumt. Die Grünen sagen, Maaßen befeuere politische Kampagnen, „die rechte Verschwörungstheorien ins Land tragen". Erst nach breiter Empörung beschlossen die Spitzen der Koalition, dass Maaßen im Innenministerium lediglich im Rang eines Abteilungsleiters für europäische und internationale Aufgaben zuständig sein sollte.
Im Laufe des Septembers brachten dann aber erneut deftige Aussagen das Fass zum Überlaufen. Von teilweise „linksradikalen Kräften in der SPD", die nach den Ereignissen von Chemnitz einen Bruch der Großen Koalition provozieren wollten, hatte Maaßen laut Manuskript seiner Abschiedsrede gesprochen. Infolge dieser Aussagen hat sich auch der direkte Dienstherr von Hans-Georg Maaßen vom Präsidenten des Bundesamtes für Verfassungsschutz abgewendet. Er sei „ein Stück weit menschlich enttäuscht", sagte Innenminister Horst Seehofer Anfang November in Berlin. Die Abschiedsrede Maaßens vom 18. Oktober vor europäischen Kollegen enthalte „inakzeptable Formulierungen". Seehofer hatte lange zu Maaßen gehalten, nun schickt er ihn in den einstweiligen Ruhestand. Mitte Dezember verteidigt Seehofer aber den Verzicht auf Disziplinarmaßnahmen gegen Maaßen. Die Rechtsgrundlage sei eindeutig, sagt der CSU-Politiker: „Bei einem Ruhestandsbeamten kommen nur ganz extreme Maßnahmen in Betracht, zum Beispiel die Aberkennung der Ruhestandsbezüge. Und eine solche Maßnahme kommt für Herrn Maaßen nicht in Betracht. Und deshalb sagt dann das Gesetz, wenn eine solche Konsequenz nicht in Betracht kommt, dann ist auch kein Disziplinarverfahren einzuleiten."
Nachfolger Maaßens wird Thomas Haldenwang. Manchen in der Geheimdienstwelt gilt der 58-jährige Jurist als ausgesprochen trocken. Anderen kommen solche Eigenschaften nach dessen schillerndem Vorgänger Maaßen gerade recht. Haldenwang kann auf eine langjährige Karriere im Innenministerium zurückblicken – der Aufsichtsbehörde des Bundesamts für Verfassungsschutz. Direkt nach dem zweiten juristischen Staatsexamen heuerte er 1991 im Bundesinnenministerium an, war dort als Referent zuständig für das Dienstrecht und arbeitet als Personalreferent. Im Jahr 2000 wechselte er ins Bundesverwaltungsamt, kümmerte sich um Fachaufgaben verschiedener Bundesministerien. 2006 kehrte er ins Innenministerium zurück und wurde Leiter des Referats „Laufbahnrecht". Seit 2009 arbeitet Haldenwang beim Bundes-Verfassungsschutz, seit 2013 als Vizepräsident.
Der Neue an der Spitze des Dienstes könne unbelastet Maaßens Nachfolge übernehmen, glauben sie nun in der Bundesregierung. Haldenwang gelte als ruhender Pol, als niemand, der seine Ellenbogen einsetze, sondern konstruktiv an die Lösung von Problemen herangehe, ist zu hören, wenn man mit Insidern spricht, die ihn lange gut kennen.
Maaßen selbst übernahm im Jahr 2012 die Leitung des Bundesamtes für Verfassungsschutz. Damals war der Ruf der Behörde ramponiert, Maaßen erhielt den Auftrag, aufzuräumen. Doch an der Persönlichkeit des Verfassungsschutzpräsidenten schieden sich immer die Geister. Der 55-Jährige stammt aus Mönchengladbach in Nordrhein-Westfalen.
Anne-Béatrice Clasmann und Jörg Blank
04.09.2018
Linke Sammelbewegung
Die linke Sammlungsbewegung „Aufstehen" hat zum Start mehr als 100.000 Unterstützer registriert. Die Initiatorin Sahra Wagenknecht sagte Anfang September in Berlin, dass sich seit Anfang August 101.741 Menschen online angemeldet hätten. Damit seien die Erwartungen übertroffen worden, betonte die Fraktionschefin der Linken im Bundestag. Wagenknecht nannte „eine handfeste Krise der Demokratie" als Hauptgrund für die Gründung ihrer Bewegung. Wenn nicht gegengesteuert werde, „dann wird dieses Land in fünf oder zehn Jahren nicht wiederzuerkennen sein". Sie stellte die Sammlungsbewegung zusammen mit dem ehemaligen Grünen-Chef Ludger Volmer und der Flensburger SPD-Oberbürgermeisterin Simone Lange vor.
11.09.2018
Neuer Kaufhausriese
Deutschland hat einen neuen Warenhausriesen. Am 11. September kündigen Karstadt und Kaufhof an, fusionieren zu wollen. Offiziell vollzogen wird der Zusammenschluss am 30. November. Der neue Einzelhandelsriese wird europaweit 243 Standorte haben und rund 32.000 Mitarbeiter beschäftigen. Geleitet werden soll das Unternehmen vom bisherigen Karstadt-Chef Stephan Fanderl. Auch weitere wichtige Schlüsselpositionen sollen mit Karstadt-Leuten besetzt werden. Unter dem Dach der neuen Holding werden nicht nur die deutschen Kaufhof- und Karstadt-Filialen vereint, sondern auch die Karstadt-Sporthäuser, die europäischen Filialen der Outlet-Kette Saks Off 5th, die Galeria-Inno-Kaufhäuser in Belgien, die erst kürzlich gegründeten Hudson’s-Bay-Warenhäuser in den Niederlanden sowie eine Reihe von Internet-Anbietern. Die Mehrheit am neuen Gemeinschaftsunternehmen hält der bisherige Karstadt-Eigentümer René Benko. Der Kaufhof-Eigentümer Hudson’s Bay Company bleibt als Minderheitseigentümer an Bord. Der Zusammenschluss ist aus der Not geboren. Kaufhof und Karstadt macht seit Jahren der Siegeszug von Billiganbietern wie Primark und Online-Händlern wie Amazon oder Zalando, aber auch die Konkurrenz der großen Einkaufszentren zu schaffen.
28.09.2018
Schweres Erdbeben
Auf der Insel Sulawesi bebt am 28. September die Erde mit einer Stärke von 7,4 auf der nach oben offenen Richterskala. Fast 225.000 Menschen verlieren bei der Katastrophe ihre Häuser und Wohnungen, gut 4.600 werden nach Behördenangaben verletzt. Das Beben löst auch einen Tsunami aus. Mancherorts verflüssigt sich regelrecht der sandige Boden und verschluckt Tausende Häuser. Die Zahl der Erdbebenopfer in Indonesien steigt bis drei Wochen später auf mehr als 2.250. Ende Oktober werden noch immer bis zu 1.300 Menschen vermisst. Etwa 1.700 Todesopfer werden allein in der Provinzhauptstadt Palu gefunden. Über Gebieten der Stadt Palu versprühen Flugzeuge ein Gemisch aus Wasser und Desinfektionsmitteln, um Seuchen zu verhindern.
18.09.2018
Mrs. Maisel räumt ab
Die melancholische 50er-Jahre-Serie „The Marvelous Mrs. Maisel" ist der große Sieger beim TV-Preis Emmy: Neben dem Preis als beste Comedy-Serie gewann auch Rachel Brosnahan in der Titelrolle der Midge Maisel als beste Schauspielerin in einer Comedyserie den wichtigsten Fernsehpreis der Welt. Weitere Emmys gab es Mitte September in Los Angeles für die Regie und das Drehbuch von Autorin Amy Sherman-Palladino. Die Serie kam insgesamt auf acht Auszeichnungen; sie läuft in Deutschland im Streaming-Angebot von Amazon. Die Fantasyserie „Game of Thrones" wurde zum dritten Mal als bestes Drama ausgezeichnet und kommt sogar auf insgesamt neun Preise, viele davon aber in Nebenkategorien wie Make-up und Spezialeffekte. Der Schauspieler des „Gnoms" Tyrion Lennister, Peter Dinklage, gewann den Preis als bester Nebendarsteller in einer Dramaserie. Zu den größten Verlierern des Abend zählte das hoch gehandelte Drama „The Handmaid’s Tale".
24.09.2018
Luka Modric Superstar
Luka Modric hat als großer Triumphator des WM-Jahres eine Weltfußballer-Ära beendet. Nach je fünf Titeln für Cristiano Ronaldo und Lionel Messi wurde der kroatische Vize-Weltmeister als erster anderer Star seit 2007 mit der begehrtesten Einzelauszeichnung seiner Sportart geehrt. Der 33-Jährige von Real Madrid, der in diesem Sommer schon zum besten Spieler der Weltmeisterschaft und zu Europas Fußballer des Jahres gekürt worden war, setzte sich bei der Fifa-Gala am 24. September in London gegen den wieder einmal durch Abwesenheit glänzenden Portugiesen Ronaldo und den Ägypter Mohamed Salah durch. Anfang Dezember erhielt Modric zudem den sogenannten Ballon d’Or. Der Mittelfeld-Star entschied die von der Fifa unabhängige Wahl des französischen Fachmagazins „France Football" zum Weltfußballer für sich und beendete auch hier die Siegesserie von Messi und Ronaldo.
25.09.2018
Kauder muss gehen
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat mit der Abwahl ihres Vertrauten Volker Kauder von der Spitze der Unions-Fraktion eine herbe Niederlage erlitten. Die Abgeordneten von CDU und CSU stürzten Kauder Ende September nach 13 Jahren im Amt überraschend und wählten den bisherigen Fraktionsvize Ralph Brinkhaus zum Nachfolger. Nach zwei schweren Regierungskrisen innerhalb weniger Monate ist das Votum ein deutliches Zeichen des schwindenden Rückhalts für die CDU-Vorsitzende in der Fraktion. Merkel, die Kauders Wahl ausdrücklich empfohlen hatte, erklärte, es sei eine Stunde der Demokratie, und da gebe es auch Niederlagen. Brinkhaus gewann mit 125 zu 112 Stimmen gegen Kauder. Bei der Abstimmung hatten sich zwei Abgeordnete enthalten. Brinkhaus erhielt damit 52,7 Prozent, Kauder nur 47,3 Prozent. Brinkhaus hatte seine Kandidatur unter anderem mit dem Wunsch nach einer aktiveren Rolle der Unions-Fraktion gegenüber der Regierung begründet. Zudem warb der 50-Jährige für mehr Teamgeist. Wiederholt betonte er, seine Kandidatur richte sich nicht gegen Merkel.
25.09.2018
Missbrauch in der Kirche
Eine erschütternde Studie über jahrzehntelangen sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen bringt die katholische Kirche in Deutschland unter Reformdruck und löst eine heftige Diskussion aus. Die am 25. September in Fulda vorgestellte Untersuchung zeigt nicht nur die erheblichen Verfehlungen katholischer Kleriker in den vergangenen Jahrzehnten auf, sondern benennt auch problematische Strukturen, die Missbrauchsfälle auch heute begünstigen könnten. Der Leiter der Studie, Harald Dreßing, betonte, die Missbrauchsthematik sei daher keineswegs überwunden. „Das Risiko besteht fort", sagte er. Die Studie ergab unter anderem, dass zwischen 1946 und 2014 mindestens 1.670 katholische Kleriker 3.677 meist männliche Minderjährige missbraucht haben sollen. Angesichts einer enormen Dunkelziffer seien die nun ermittelten Zahlen und Quoten allenfalls „die Spitze eines Eisbergs", argumentieren dagegen Kritiker. Als Konsequenz hat das Zentralkomitee der deutschen Katholiken Reformen gefordert: „Innerkirchliche, klerikalistische Machtstrukturen müssen zeitnah aufgebrochen werden, denn das Problem liegt im System."
27.09.2018
EM 2024 in Deutschland
Das nächste Sommermärchen kann kommen. Deutschland hat den Zuschlag für die Europameisterschaft 2024 erhalten und richtet 18 Jahre nach der weltweit gefeierten Weltmeisterschaft 2006 wieder ein großes Fußball-Turnier aus. Der Deutsche Fußball-Bund setzte sich in Nyon beim Votum des Uefa-Exekutivkomitees durch. Um 15.21 Uhr zog Uefa-Präsident Aleksander Ceferin den Zettel mit der Aufschrift „Germany" aus dem Umschlag. Der türkische Mitbewerber hatte vor allem für das fehlende Menschenrechtskonzept und aufgrund finanzieller Risiken schlechte Bewertungen durch die Uefa-Prüfer kassiert. Die Türkei scheiterte damit wie zuletzt bei den vergeblichen Anläufen für die EM 2008, 2012 und 2016.
Als Spielorte beim ersten großen Heim-Turnier seit der WM 2006 sind Berlin, München, Düsseldorf, Stuttgart, Köln, Hamburg, Leipzig, Dortmund, Gelsenkirchen und Frankfurt vorgesehen. Deutschland richtet zum zweiten Mal nach 1988 eine Europameisterschaft aus und muss sich als Gastgeber nicht für das Turnier qualifizieren. Für die EM 2020 haben die insgesamt zwölf EM-Ausrichter kein automatisches Startrecht.
01.09.2018
„Sing City" mit Rolf Zuckowski
Zehn Bühnen, 120 Chöre, 15.000 Besucher – und ein Mann steht im Mittelpunkt. Beim diesjährigen Chorfestival „Sing City" besucht Rolf Zuckowski die Veranstaltung, die diesmal in St. Wendel stattfindet. „Ich beobachte immer wieder, wie die Gemeinschaft der singenden Kinder jedes einzelne Kind wachsen lässt und ihm gut tut", sagt Zuckowski, der nach Grönemeyer und Peter Maffay der erfolgreichste deutsche Solokünstler im eigenen Land ist. Mit einem rund einstündigen Programm animiert er die Anwesenden zum Mitsingen auf der Hauptbühne am Schlossplatz. Seine beliebtesten Kinder- und Familienlieder erklingen so aus Tausenden Kehlen.
Aber auch das restliche Programm kann sich sehen lassen. So nehmen an dem Wochenende insgesamt 400 Chöre aus dem Saarländischen Chorverband teil. Hinzu kommen Sänger und Musiker aus Rheinland-Pfalz. Poppig, heiter, besinnlich und klassisch – „Sing City" vereint Gospel-, Kirchen- und Marinechöre.
Das Festival „Sing City" wurde 2012 vom Saarländischen Chorverband mit dem Ziel ins Leben gerufen, den Chorgesang aus geschlossenen Räumen heraus zu den Menschen bringen.
04.09.2018
Windrad blockiert die A1
Vollsperrung vom ganz frühen Morgen bis in den Mittag hinein: Um 3.45 Uhr fährt sich ein Schwerlasttransporter in den Leitplanken bei einer Baustelle fest. Dieser war von Mannheim unterwegs zum Windpark Bous. Dort soll das 59 Tonnen schwere und rund fünf mal zehn Meter große Generatorhaus für ein Windrad hingebracht werden. Die Transport-Experten unterschätzen offensichtlich die Fahrbahnbreite auf der A1 – zwischen Primstal und Hasborn geht nach dem Festfahren nichts mehr. Bevor ein weiterer Transporter ebenfalls hängenbleibt, wird dieser gewarnt und muss stehen bleiben. In Richtung Saarbrücken werden die Sperrung und eine Umleitung über die A62 eingerichtet. Fahrer, die hinter dem Transporter herfuhren, müssen rückwärts aus der Unfallzone herausfahren. Erst gegen 13 Uhr rollt der Verkehr wieder normal.
14. und 15.09.2018
Definitiv keine Tote Hose
Auch wenn manche den steigenden kommerziellen Erfolg der Band Die Toten Hosen über die Jahre als Ausverkauf des Punk sehen möchten – Stimmung machen kann das Quintett aus Düsseldorf auf jeden Fall immer noch. Das beweisen die Musiker auch bei ihrem Auftritt am Bostalsee wieder. 25.000 Besucher rocken mit Sänger Campino und seinen Mitstreitern mehr als drei Stunden – und das jeweils an zwei Tagen. Es gibt nicht viele Stars, die so ausgiebig live aufspielen. Mit dabei beim Konzert am Bostalsse sind namhafte Vorbands wie Feine Sahne Fischfilet, Beatsteaks oder The Hives. Die Toten Hosen spielen ein Feuerwerk aus alten und neuen Gassenhauern aus 36 Jahren Bandgeschichte wie „Wannsee", „Hier kommt Alex" und natürlich „Tage wie diese".
Selbstverständlich fehlen auch die politischen Aussagen zu aktuellen Themen nicht. So schwört der 56-jährige Campino gegen Rechts ein und haut Seitenhiebe gegen den mittlerweile entlassenen Ex-Verfassungsschutz-Chef Hans-Georg Maaßen raus. An alle gerichtet sagt er: „Wir müssen uns alle mehr zwingen, vom Sofa aufzustehen und unsere Meinung zu vertreten."
21.09.2018
Masten gesprengt
Nachdem der 1935 in Betrieb gegangene Sender Heusweiler des Saarländischen Rundfunks bereits Ende 2015 seinen Dienst eingestellt hat, wird es 2018 richtig spektakulär. Die beiden 120 Meter hohen Sendemasten werden mittels kontrollierter Sprengung zu Fall gebracht. Genauer gesagt werden die Spannseile gesprengt und die Masten dadurch geknickt und gebrochen. Eine Minute später wird der mit 50 Metern Höhe deutlich kleinere dritte Mast genauso zu Fall gebracht. Für den Sender bedeutet das nicht nur große Aufmerksamkeit vor Ort, da Hunderte Schaulustige dem Spektakel aus sicherer Entfernung beiwohnen. Die Berichterstattung im „Aktuellen Bericht" erreicht im Schnitt 150.000 Zuschauer, die Sprengung selbst sogar 190.000. Das entspricht einer Quote von 50,5 Prozent, für die gesamte Sendung sind es 40 Prozent – die höchste je gemessene Einschaltquote für die Nachrichtensendung. Zudem zeigt eine Flug-Drohne spektakuläre Bilder.
14.09.2018
Naturgewalten
Der Hurrikan „Florence" trifft am 14. September auf die Südostküste der USA. Heftiger Regen lässt Flüsse im Landesinneren stark anschwellen. Auch zehn Tage nach dem Unwetter herrscht in vielen Gemeinden noch Land unter, gibt es Seenlandschaften statt Straßen. In South Carolina stehen noch ganze Wohnviertel unter Wasser. Bewohner bewegen sich nur per Kajak und Boot fort. Wassermassen haben den Fluss Waccamaw in Horry County über die Ufer treten lassen. Er setzt einen Teil der Gemeinde Longs unter Wasser. Noch immer reichen die Fluten bis zu den Fensterscheiben von Autos, Straßen sind nur noch durch aus dem Wasser ragende Laternen identifizierbar. Während das Wasser im nördlichen Teil von Horry County bereits zurückgegangen ist, wird der Höchststand in der Gemeinde Conway erst zehn Tage nach dem Sturm erreicht. Mindestens 37 Menschen kommen infolge des Sturms ums Leben. Der Sachschaden wird von Experten laut US-Medienberichten auf 17 bis 22 Milliarden Dollar geschätzt.
21.09.2018
Berliner Mauer gestoppt
Im September scheitert ein Projekt endgültig, das am 12. Oktober starten sollte: der symbolische Wiederaufbau der Berliner Mauer. Der russische Filmemacher Ilya Khrzhanovsky hatte geplant, vier Wochen lang einen Gebäudekomplex am Berliner Boulevard Unter den Linden mit einer Betonmauer abzuriegeln. Besucher sollten „Visa" kaufen können, um hinter der Mauer eine andere, fiktive Welt und die Wirklichkeit einer Diktatur zu erleben. Kern des Kunstprojektes ist ein Film des Regisseurs über den sowjetischen Physiker und Nobelpreisträger Lew Dawidowitsch Landau (1908–1968). Dessen Titel „Dau" ist die Abkürzung für Landau.
Das Kunstprojekt wird zwischen Politikern und Kulturschaffenden, zwischen Bürgern und Anwohnern heftig diskutiert. Kulturschaffende sehen darin eine „ästhetische Durchdringung" des Totalitarismus, Anwohner und Bürger sprechen von Freiheitsberaubung und Zwangsausübung.
Am 21. September stoppen die Berliner Behörden das Kunstprojekt aus Sicherheitsgründen. Bedenken gebe es vor allem bei der Verkehrssicherheit und beim Brandschutz. Ob es einer Wiederauflage im neuen Jahr, dem 30. Jahr nach dem Mauerfall, geben wird, bleibt derzeit noch offen.
28.09.2018
Polizei vermisst Streifenwagen
Es ist Ende September, kurz vor dem Erdogan-Besuch in Deutschland. Die massiven Sicherheitsvorkehrungen laufen auf Hochtouren. Bei der Berliner Polizei ist die Lage angespannt, 4.200 Beamte sind im Einsatz, um die Sicherheit des türkischen Gastes, der kräftig polarisiert, zu gewährleisten. Da wird bekannt, dass seit einigen Tagen ein Streifenwagen vermisst wird. Der Wagen stand dem Vernehmen nach in der Zentralwerkstatt für alle Streifenwagen der Berliner Polizei im Stadtteil Kreuzberg. Von dort sollte er zur Direktion „Einsatz" in Zehlendorf gebracht werden.
Dann allerdings ist das Fahrzeug spurlos verschwunden – mitsamt Fahrzeugpapieren, Tank- und Transponderkarte, die Zugang durch die Zufahrtstore der Polizeidienststellen verschafft. In den Polizeirevieren löst das Verschwinden größte Sorge aus. Nicht auszudenken, was Kriminelle oder gar Terroristen mit einem gestohlenen Funkwagen anstellen könnten. Die Fahndung nach dem verlorenen Gefährt läuft auf Hochtouren.
Knapp eine Woche nach dem „Verschwinden" des Funkwagens taucht er wieder auf. Des Rätsels Lösung: Der Streifenwagen war nie weg gewesen. Beamte hatten nach der Abholung aus der Werkstatt schlicht und einfach vergessen, das Auto auszutragen. Dadurch tauchte es nicht im System auf. Die Erleichterung war entsprechend groß.
16.09.2018
Ein Läufer pro Meter
Offiziell 44.389 Läufer starten zum Berlin-Marathon, mehr als je zuvor in der 45-jährigen Geschichte des Sport-Events. Der Marathon hat 42,195 Kilometer. Das heißt rechnerisch: Auf einen Meter Strecke kommt mehr als ein Läufer, wenn diese sich der Reihe nach aufstellen würden. Auf der Zielgeraden werden 40.775 gezählt, damit kommen auch mehr ins Ziel als je zuvor. Der 33-jährige Kenianer Eliud Kipchoge läuft einen neuen Weltrekord. Er benötigt nur 2:01:39 Stunden. Er bleibt 78 Sekunden unter dem alten Weltrekord seines Landsmannes Dennis Kimetto aus dem Jahr 2014. Bei den Frauen geht der Sieg ebenfalls nach Kenia: Vorjahresiegerin Gladys Cherono feiert ihren dritten Erfolg in Berlin und stellt mit 2:18:11 Stunden einen neuen Streckenrekord auf. Die meisten Läufer brauchen deutlich länger. Für diese zählt vor allem der Spaß, der sich allerdings üblicherweise erst nach einer Weile einstellt. Außerdem ist die Veranstaltung eine große Werbeaktion für Fitness und Bewegung.