Nein, einen „Flächenbrand" wird das Engst-Debüt wohl nicht auslösen. Aber mit dem so betitelten Album wird das Quartett um Sänger und Namensgeber Matthias Engst zumindest genügend Aufmerksamkeit erregen, um in absehbarer Zeit erste Charterfolge zu verbuchen.
Engst, einst Mitglied der Death-Metal-Combo Placenta, und seine Mitstreiter verstehen es, ebenso melodischen wie schnörkellosen Rock mit Punk-Unterbau zu spielen. Das Schlagzeug rockt, die Gitarren fetzen, der Bass läuft. Ab und an, etwa bei „Der König" stimmt der Rock-Vierer einen Ska-Rhythmus an. Bezeichnenderweise ist mit nur genau vier Minuten Laufzeit das längste Stück eine Rock-Ballade: „Ist mir egal" erzählt in einfachen Worten von einer verflossenen Liebe.
Textlich möchte „Flächenbrand" nach eigener Aussage nicht einseitig, plump oder plakativ sein. Dennoch nähert man sich thematisch genau den überall greifbaren politisch korrekten Aufregerthemen, ohne wirklich etwas Neues oder Tiefsinniges zu erzählen. Vielmehr werfen Engst Schlagworte in den Raum, etwa im Song „Morgen geht die Welt unter". „Wirtschaftskrise, Hungersnot, der Klimawandel droht durch ein Loch im Ozon / verstrahlte Tomaten und Zombies aus dem All und Frei.Wild in den Charts auf Platz eins" heißt es da. Es folgen noch (in beliebiger Reihenfolge) Verschwörungsskandale, Flüchtlingskrise und Frauen, die ihre Männer betrügen.
Manchmal wünscht man sich, die Wortgewalt des 32-jährigen Frontmanns wäre so abwechslungsreich wie die bis zu 45 Tattoos, die seinen Körper zieren. Da hätte man sich textlich ebenso viele Eier in der Hose gewünscht wie bei der Aussage „Wir sind keine Schublade, wir sind der ganze Schrank" über sich selbst. Eine Tätowierung zeigt einen Penis mit dem Namen „Samu". Gemeint ist der finnische Poprock-Star Samu Haber, der auch als Juror bei „The Voice of Germany" bekannt wurde. Haber fungierte als Juror bei seiner eigenen Castingshow „Die Band". Dort ging Engst als Sieger hervor – schlug den Plattendeal jedoch aus, weil er kein „persönlichkeitsloser Vorzeigepopstar" werden wollte. Man muss trotz der Kritik also keine Angst um Engst haben.