Das große alte, in allen Ehren ergraute Raumschiff der Rockpop-Klassik-Musik hat den künstlerischen Zenit schon einige Zeit hinter sich – und ist sich dessen voll bewusst.
Statt also krampfhaft zu versuchen, einen „Last Train to London" zu erwischen oder der „Time" hinterherzuhecheln, veröffentlicht man lieber das, was man kann: Großen Stadionrock mit durchdachten Melodien und aufwendiger Produktion, der es dennoch schafft, intim zu klingen.
Mit dem erst dritten Album seit 1986, dem aber insgesamt 14. Studioalbum jedoch unter der Firmierung Jeff Lynne’s ELO – statt Electric Light Orchestra – meldet sich das britische Projekt mit „From Out of Nowhere" zurück. Da ist musikalisch alles auf den Punkt gebracht.
Die typische Snare scheppert im Viervierteltakt vor sich hin. Die E-Gitarre schiebt das Liedthema vor sich her, die Akustische untermalt die Rhythmik, der typische ELO-Chor doppelt den Refrain. Zwischendurch hangeln sich die Streicher in den Balladenhimmel und eine Pauke ertönt – der Klassikanteil ist also auch vorhanden. Der bald 72 werdende Jeff Lynne spielte übrigens quasi alle Instrumente selbst und produzierte auch so ziemlich im Alleingang. Das Material auf ELO’s 14. Studioalbum spielt nicht in der gleichen Liga wie die großen Klassiker aus den 70ern („Roll over Beethoven", „Don‘t bring me down", „Xanadu").
Doch Lieder wie der hyper-eingängige Titeltrack, das beschwingt-reduzierte „All My Love" oder der kurze Rocker „One More Time" überraschen vor allem mit ihrer großen Spielfreude, die auch in jeder weiteren Sekunde des Albums durchklingt. Der Multi-Instrumentalist beschäftigt sich textlich mit Hoffnung und Erlösung. Denn jeder benötige etwas Hoffnung, wie er selbst sagt.
Da keines der zehn Lieder wesentlich länger als dreieinhalb Minuten ist, fließen die 32 Minuten Gesamtlaufzeit in einem sehr unterhaltsamen Rutsch dahin. Das Hören eines neuen ELO-Outputs ist also so ähnlich wie der Besitz eines zuverlässigen Autos: Die größte Reparatur ist das Wechseln der Reifen im Herbst und Frühling.