Den Löwenanteil seiner Meriten hat sich Chuck Prophet zweifellos mit seiner Band Green On Red verdient. Die Reihe makelloser, ewiger Meisterwerke reicht vom Melodie seligen 85er-Album „Gas Food Lodging" über den in bester Stones-Manier zelebrierten 88er-Geniestreich „Here Come The Snakes" bis hin zum abgeklärten „Scapegoats" (1991). Seit 1990 ist der Mann aus Los Angeles auch solo unterwegs. „Brother Aldo" hieß ein begeisterndes Debüt, „Homemade Blood" von 1997 gilt zurecht als Opus magnum und bis hin zum 2017er „Bobby Fuller Died for your Sins" hat Prophet nie ein schwaches Album veräußert.
Zu seinen überragenden Werken – und damit zu einem heißen Anwärter für die Jahres-Top-Ten 2020 – zählt fraglos „The Land That Time Forgot". Diese Energie, diese Saiten-Pracht, diese fabelhaften Melodien, diese Coolness, diese charismatische Stimme – wie hat man all das in drei Jahren vermisst! Schon wie die CD mit „Best Shirt On" so selbstverständlich genial losschlingert ist großes Kino …
Der Rhythmus klopft stoisch, Saiten wiederum agieren verspielt, ein Saxofon kreiselt, es gibt Brüche, Kanten und es bleibt doch durchgängig unglaublich charmant, ja: ohrschmeichelnd. Mit mehr Understatement behaftet ist „High as Johnny Thunders" – ohne dass Schärfe eingebüßt wird. Hier säuselt das Sax, kullern die Saiten, agiert die Rhythmus-Fraktion knochentrocken, und was der Sänger wie beiläufig aus seinen Stimmbändern kitzelt, ist wie stets: extrem fesselnd.
„Marathon" ist feinstes Rock-Kaliber – mit Gattin Stephanie Finch vertraut herzergreifend gesungen und zudem mit einem unerwarteten Orgel-Finale veredelt.
Das Beste indes kommt noch. „Paying My Respects to the Train" ist eine traumhaft schöne Country-Ballade – samt Steel Guitar und Akkordeon. Ja, der instrumentelle Upgrade dieses neuen Albums kitzelt noch einmal mehr aus ohnehin substanziellem Liedgut.
Auf „Womankind" wäre Springsteen stolz und „Get Off the Stage" ist ein schlicht-cooler Sing-along-Rausschmeißer. Der Griff geht zur Repeat-Taste.