Adel Rastoder kam im Sommer 2021 zur HG Saarlouis. Der luxemburgische Sportsoldat und Nationalspieler arbeitet hart an seinem Ziel, irgendwann in der 2. Bundesliga zu spielen – am liebsten mit der HG.
In Luxemburg wurde er mit seinem Club Handball Esch 2019 und 2020 nationaler Meister und Pokalsieger – mit der HG Saarlouis dümpelt Adel Rastoder derzeit im Niemandsland der 3. Liga (Staffel F). Trotzdem war der Vereinswechsel im Sommer 2021 für den luxemburgischen Nationalspieler ein Schritt nach vorne, zu dem ihm sein Escher Meistertrainer und frühere HG-Coach Andre Gulbicki geraten hatte: „Der Trainer hat mir gesagt, dass es für mich der richtige Zeitpunkt sei, jetzt nach Saarlouis zu gehen", verrät Rastoder, „er hatte mir nur Gutes von Saarlouis erzählt. Das Niveau sei hoch und auch der Trainer Philipp Kessler sei gut".
Seit der laufenden Saison kann sich der 21-Jährige selbst davon überzeugen. „Die handballerische Umstellung war schon schwierig, aber das Team hat mich gut aufgenommen und mittlerweile bin ich hier sehr zufrieden", sagt Abwehrspezialist Rastoder. Der größte Unterschied ist für ihn, dass es in Luxemburgs Erster Liga nur drei, vier Topmannschaften gibt. „Man hat also im Jahr nur acht Spiele, in denen man richtig gefordert wird. Gegen die anderen kann man auch mit weniger Einsatz noch deutlich gewinnen", beschreibt Rastoder und hat festgestellt: „In Deutschland ist das anders, da muss man jedes Wochenende alles geben, sonst verliert man." Auch handballerisch musste sich der Rückraumspieler umstellen: „Das Spiel ist hier viel schneller. Macht man einen Fehlpass, wird das sofort bestraft." Dass die HG im tabellarischen Mittelfeld hinter den eigenen Erwartungen herhinkt, sieht er nicht allzu kritisch: „Es gab ein paar Spiele, die wir erst in den letzten Minuten aus der Hand gegeben haben und andere, die wir hätten gewinnen müssen, aber nur einen Punkt geholt haben. Wir versuchen alles, damit das nicht mehr vorkommt", sagt der 21-Jährige und ist überzeugt: „Wenn uns das gelingt, werden wir in der Tabelle sehr schnell wieder besser dastehen."
Derzeit wohnt der Sportsoldat noch in Luxemburg bei seinen Eltern. Für die Autofahrt zum Training und zu den Heimspielen benötigt er 45 Minuten. Angesichts der niedrigen Benzinpreise in seinem Heimatland kann er sich das Pendeln leisten. Als professioneller Handballspieler ins Ausland wechseln zu können, war lange nur ein großer Traum von Adel Rastoder. Dabei wurde sein sportliches Talent schon früh erkannt. „Mein Vater hat mich früher in verschiedene Sportarten eingeschrieben. Ich war auch im Fußball und habe lange geboxt. Aber beim Handball habe ich es in die Nationalmannschaft und an die luxemburgische Sportschule geschafft", erinnert sich Rastoder: „Handball war mein größtes Talent, deshalb bin ich dabei geblieben." Vor allem die Aggressivität und der Körperkontakt, aber auch die Schnelligkeit des Spiels gefallen ihm am meisten.
„Mit der HGS aufzusteigen, wäre ideal"
Nach den Erfolgen in Esch kam der Kontakt ins Saarland schon vor über einem Jahr über seinen jetzigen Mitspieler Gilles Thierry, ebenfalls Luxemburger, zustande. „Er hatte mich gefragt, ob ich mir nicht vorstellen könne, im Ausland, also in Deutschland, zu spielen. Damals befand ich mich im letzten Schuljahr und wusste nicht wirklich, was ich danach machen sollte", erinnert sich Rastoder. Statt für ein Studium entschied sich der Luxemburger für eine Verpflichtung bei der Armee seines Heimatlandes. „Als Sportsoldat werde ich optimal gefördert und kann auch im Ausland Handball spielen. Dafür bin ich der Armee sehr dankbar", erklärt er. So gesehen ist Rastoder Vollprofi, der sich ganztags auf seinen Sport konzentrieren und über das Vereinstraining hinaus individuelle Einheiten und Krafttraining absolvieren kann. Nach einer viermonatigen Grundausbildung muss er sich beim Arbeitgeber lediglich alle sechs Monate einem Sporttest unterziehen.
Die Dankbarkeit für sein Heimatland gibt Adel Rastoder gern in Länderspielen zurück. Jüngst wurde er an der Seite von HG-Teamkollege Tommy Wirtz zu den Länderspielen gegen Portugal (21:39-Niederlage) und die USA (28:26-Sieg) berufen. „Ich bin sehr dankbar, dass mir Luxemburg die Möglichkeit bietet, mein Hobby zum Beruf gemacht zu haben und gebe auch deshalb in jedem Spiel mit der Nationalmannschaft alles", betont Rastoder. Der Motor der Luxemburger stockte in den ersten Spielen nach der Zwangspause noch etwas: „Die Corona-Pandemie hat es uns nicht leicht gemacht, wir hatten fast zwei Jahre nicht mehr zusammen trainiert", erklärt Rastoder. Außerdem sei die Mannschaft gerade erst neu mit jungen Spielern neu formiert worden. Mit einigen von ihnen hat der Neu-Saarlouiser die Nachwuchsförderung in Luxemburg durchlaufen und spielt mit ihnen schon seit Jahren zusammen. Hinzu kommen zwei Spieler, die erst kürzlich die luxemburgische Staatsbürgerschaft angenommen haben. „Es ist normal, dass noch nicht alles klappt. Aber ich sehe, dass wir eine Mannschaft mit Potenzial haben, in der viele Spieler ebenfalls in Deutschland spielen. Wenn es so weitergeht, werden wir eine gute Zukunft haben."
Die hätte er gern auch mit der HG Saarlouis. Noch bis Sommer 2023 steht Adel Rastoder beim Drittligist unter Vertrag. „Ich möchte mich bis dahin hier in Deutschland beweisen und bestmöglich weiterentwickeln. Mein Ziel ist es natürlich, irgendwann in der 2. Bundesliga zu spielen", sagt er und ergänzt: „Mit der HG aufzusteigen, wäre natürlich ideal." Die Abwehrarbeit ist die große Stärke des 1,94 Meter großen Mannes. Aus dem Mittelblock ist er nicht mehr wegzudenken. Auch das Umschaltspiel nach vorne liegt dem jungen Mann. „Woran ich noch arbeiten muss, ist der Angriff", weiß er und bezieht sich dabei insbesondere auf seine Würfe aus neun Metern Torentfernung: „Hier fehlen mir noch die Automatismen und die Erfahrung. Ich wurde noch nicht so oft im Angriff eingesetzt. Das war auch in Luxemburg schon so. Ich muss mir erst noch die Sicherheit erarbeiten." Mit gerade einmal 21 Jahren hat er noch genügend Zeit, sich entsprechend weiterzuentwickeln. Das gilt im Übrigen für die gesamte Saarlouiser Mannschaft, in der sich viele junge Talente tummeln. „Wenn wir dieses und nächstes Jahr weiter zusammenwachsen, können wir in der Liga ganz vorne mitmischen", ist Rastoder sicher.