Der Chanel-Klassiker aus den 1950er-Jahren hat sich nicht zuletzt dank eines gefeierten Dior-Musthaves aus dem Jahr 2017 zum Trendschuh für alle Jahreszeiten gemausert. Fersenfreiheit war daher auch im Winter angesagt, im Sommer 2019 wird die Fashion-Welt sogar von einer Slingback-Welle überrollt werden.
König Karl war wahrscheinlich „not amused", als Chanels Damenschuh-Klassiker in der Sommersaison 2017 unerwartet Konkurrenz bekam. Doch der Rest der Modewelt geriet damals angesichts von Diors neuen Slingbacks schier aus dem Häuschen. Verantwortlich für die in Windeseile zum Streetstyle- und Instagram-Musthave aufgestiegenen Riemchensandalen, die häufig (unkorrekterweise) auch Riemchenpumps genannt werden, war die italienische Designerin Maria Grazia Chiuri, die als erste Frau an die Kreativ-Spitze des Traditionshauses Christian Dior berufen worden war. Das Besondere an den Dior-Slingbacks, die es aus verschiedenen Materialien, in unterschiedlichen Farben und Absatzhöhen gibt, 6,5 oder 10 Zentimeter, ist das auffällige Riemchen-Signet, auf dem auf weißem Untergrund umlaufend in schwarzer Schrift „J’adior" zu lesen ist. Sicherlich eine spielerische Abwandlung des französischen Wortes „adorer", was soviel wie „lieben" oder „verehren" bedeutet und den Labelnamen aufgreift. Fraglos eine geniale Marketingidee Chiuris, die sie in der Kollektion auch bei anderen Teilen wie heißbegehrten Taschen eingesetzt und damit die grassierende Logomanie auf überaus pfiffige Weise bedient hat.
Nachahmer fanden sich schnell
Wie nicht anders zu erwarten war, fand Maria Chiuris Erfolgsschuh im Sommer 2018 jede Menge Nachahmer, wobei sich bekannte Marken wie Miu Miu, Roger Vivier oder Dolce & Gabbana besonders für Flat-Varianten der Slingbacks mit Schnallen-Details, farblich abgesetzten Fersenriemen oder geflochtenen Zehenkappen entschieden hatten – eine ideale und elegante Alternative zu Ballerinas. Ganz plötzlich waren Slingbacks wieder en vogue. Und der Trend brach nicht etwa in der aktuellen Wintersaison ab, wie es wegen der für die Schuhe typischen Fersenfreiheit, die in den warmen Monaten für Luftigkeit sorgt, anzunehmen gewesen wäre. Im Gegenteil: Slingbacks waren auch im Winter 2018/2019 eines der angesagtesten Schuhmodelle ‒ und werden es auch im Sommer weiterhin bleiben, wie ein erster Blick auf die kommende Saison ausdrücklich belegen konnte. Ein Kauf ist daher auf jeden Fall eine lohnende, trendsichere Investition.
Erstmals aufgetaucht sind Slingbacks, die in der Regel vorne geschlossen, aber auch als Peeptoes erhältlich sind, Ende der 1930er-Jahre. Ihr wesentliches Kennzeichen ist der ausschließlich um die freie Ferse verlaufende Trageriemen. Sie gehören streng genommen zur Kategorie der Sandalen und nicht zur Schuhklasse der Pumps, weil diese definitionsgemäß immer geschlossen sein müssen. Auch zu den Slippern lassen sich die Riemchensandalen zuordnen, da sie ein einfaches Hineinschlüpfen erlauben. Die eigentliche Geburtsstunde der Slingbacks war das Jahr 1957, als sie von Coco Chanel wiederbelebt und zum damaligen Gipfel der Eleganz erhoben wurden. Und zwar als weitere Innovation in einer bis dahin völlig ungewöhnlichen Two-Tone-Version, nämlich Beige-Schwarz.
Denn elegante Damenschuhe waren vor Coco Chanels Geniestreich nur einfarbig, wobei der Ton strengstens auf die Farbe des übrigen Outfits abgestimmt sein musste. Madame Chanel war das völlig schnuppe, sie ließ sich einfach von Herrenschuhen inspirieren, die schon im 18. Jahrhundert häufig zweifarbig waren, und von eigenen früheren Two-Tone-Kreationen für Sport oder Freizeit. 1957 erweiterte sie die zweifarbige Palette in Zusammenarbeit mit dem legendären Schuhmacher Maison Massaro über Derby- und Oxford-Schuhe hinaus um die Slingbacks. Die Farbkombi Beige-Schwarz war wohl gut durchdacht. Das Beige sollte das Bein optisch verlängern, das Schwarz den Fuß scheinbar verkürzen. Da die Schuhspitze in Schwarz getaucht war, konnte bei schlechtem Wetter eine unschöne sofortige Verschmutzung des empfindlicheren Beiges erst mal vermieden werden.
Chanels Slingbacks wurden dank früher Stilikonen wie Catherine Deneuve, Romy Schneider, Brigitte Bardot, Jeanne Moreau oder Jane Fonda in Windeseile populär. Sie sind bis heute ein Evergreen in sämtlichen Chanel-Kollektionen, wurden Jahr für Jahr neu interpretiert, ohne jedoch von Coco Chanels Grundkonzeption abzuweichen. It-Ladys wie Alexa Chung lieben die klassischen Chanel-Slingsbacks. Und auch in angesagten Blogs werden die Chanel-Schuhe derzeit wieder gefeiert. Das Ganze erinnert an die Hochzeiten der Slingbacks in den späten 90er-Jahren, als die Schuhe bei „Sex and the City" zu den wichtigsten Accessoires der Serien-Heldinnen um Sarah Jessica Parker gehörten. Auch in den Nullerjahren waren die Riemchensandalen weiterhin sehr gefragt.
Der „Sling" sollte weich und elastisch sein
Im Sommer 2018 wurden die Slingbacks von nahezu allen Fashion- und People-Magazinen als einer der Trends schlechthin bejubelt. Die „Bunte" schrieb beispielsweise: „Slingbacks sind die Alternative für dich, wenn du deinen Schuh gern fest am Fuß sitzen hast. Im Gegensatz zu Mules besitzen die Slingbacks nämlich kleine Fersenriemchen. Die halten den Schuh garantiert da, wo er sitzen soll, und du verlierst ihn nicht beim Laufen". Als Tragetipp wurde darauf hingewiesen, dass der Trageriemen möglichst immer zu sehen sein sollte, weshalb die Damen auf 7/8- oder Midi-Längen bei Hosen oder Kleidern setzen sollten. Dank ihres femininen und eleganten Aussehens lassen sich Slingbacks einfach kombinieren. Vom kleinen Schwarzen bis hin zu Leggins oder Skinny-Jeans. Und sie haben den Vorteil der Bürotauglichkeit, in Kombination mit Hosenanzug oder Bleistiftrock. Es gibt sie in allen Absatzvarianten, sehr beliebt sind zum Beispiel Kittenheels. Gewöhnungsbedürftiger sind Slingback-Loafer oder gar Slingback-Sneaker.
Wichtig beim Kauf: unbedingt darauf achten, dass der Sling aus bequemem, elastischem und nicht einschneidendem Material gearbeitet ist.