Am 25. Mai wird es hochklassig in der Fraport-Arena in Frankfurt. Dann treffen im Finale um die Deutsche Meisterschaft die beiden besten Mannschaften im Tischtennis aufeinander. Favorit ist zwar der TTF Liebherr Ochsenhausen, der 1. FC Saarbrücken TT hat aber schon im Halbfinale einen Brocken weggeräumt.
Wenn am 25. Mai das Finale steigt, wird etwas passieren, was die letzten sechs Jahre nicht passiert ist: Es wird einen neuen Titelträger geben – einer, der nicht Borussia Düsseldorf heißt. Der Rekordsieger, der bisher schon 30 nationale Meisterschaften gewann, musste sich im Halbfinale den starken Saarbrückern sogar recht deutlich geschlagen geben. Um es mit einer etwas bekannteren Sportart zu vergleichen: Das ist, als hätte Bayern München am letzten Spieltag keine Chance mehr auf die Deutsche Meisterschaft. Düsseldorf zog in Saarbrücken den Kürzeren, die Saarländer haben ihrerseits aber noch keinen Titel holen können. Im Finale geht es für die Saarländer gegen den amtierenden Pokalsieger TTF Liebherr Ochsenhausen. Deren letzte Meisterschaft datiert aus dem Jahr 2004. Das Ziel für beide ist aber klar: Nur der Titel zählt.
Franziskas Verletzung ausgeheilt
Wer sich an die Stimmung in der Joachim-Deckarm-Halle beim Halbfinale der Saarbrücker gegen Düsseldorf erinnern kann, den überkommt nicht selten noch eine kleine Gänsehaut. Vor allem das Spiel von Darko Jorgic gegen den besten deutschen Tischtennisspieler Timo Boll wird vielen immer in Erinnerung bleiben. Der 20-Jährige fegte den Altmeister in einem packenden Spiel mit 3:2 vom Feld und brachte Saarbrücken zum Beben. Auf diese große Fanunterstützung hoffen die Saarbrücker auch in Frankfurt: „Aus dem Saarland werden rund 300 Fans mitkommen. Da Patrick Franziska aus Hessen ist, hoffen wir natürlich, dass uns dann dort noch mehr Menschen die Daumen drücken", sagte Nicolas Barrois, Geschäftsführer des 1. FCS TT. Patrick Franziska macht aber trotz der Favoritenstellung des Gegner einen optimistischen Eindruck: „Wir werden alles raushauen, was geht." Seine gute Form aus den letzten Partien konnte er auch mit der Bronze-Medaille im Mixed-Wettbewerb der Weltmeisterschaft unter Beweis stellen. Seine Fußverletzung, die ihn in Budapest aber behinderte, scheint fast überstanden. „Dem Fuß geht es jeden Tag besser, ich habe alle Trainingseinheiten absolviert, ich werde auch in Frankfurt 100 Prozent fit sein", sagte der Hesse.
Auch wenn der Top-Spieler des FCS zu 100 Prozent fit sein wird, geht Ochsenhausen als leichter Favorit ins Spiel. Deren Weltklasse-Spieler Hugo Calderano (Weltrangliste Platz 8), Woojin Jang (Weltrangliste Platz 9) und Simon Gauzy (Weltrangliste Platz 27) sind im Klassement besser platziert als die Sportler aus Saarbrücken, von denen einzig Franziska (Weltrangliste Platz 17) unter den Top 20 der Welt zu finden ist. Auch bei der vergangenen Weltmeisterschaft zeigten die drei Ochsenhausener starke Leistungen und unterlagen erst spät im Turnier. Dennoch wies Trainer Dmitrij Mazunov die Favoritenrolle von seinem Team und erinnerte an die deutliche Niederlage gegen Saarbrücken in der Bundesliga-Rückrunde. „Wir haben zurecht verloren", sagte er. Beim Finale in Frankfurt werde einzig die Tagesform der Spieler entscheiden.
„Ich sehe Ochsenhausen auch als leichten Favorit, aber wenn wir mal ins Rollen kommen, dann sind wir sehr schwer zu schlagen", sagt Franziska. Und FCS-Manager Barrois schlägt in die gleiche Kerbe: „Wir haben im Halbfinale Düsseldorf geschlagen, dennoch sehe ich auch Ochsenhausen als leichten Favoriten. Der Gegner hat vier gestandene Spieler, wir hingegen haben ein sehr, sehr junges Team." Vor allem in Sachen Erfahrung bei großen Spielen sieht Barrois seine Jungs ein wenig im Nachteil: „Wie es bei jungen Spielern üblich ist, gibt es Schwankungen in der Leistung. An einem guten Tag können wir fast jeden schlagen, aber vor allem in diesen großen Spielen fehlt unseren Jungs die Erfahrung." Bezüglich der Aufstellung machen die Saarländer ein kleines Geheimnis daraus. Dass Franziska und Jorgic gesetzt sein dürfen, ist wohl allen klar. Wer komplettiert, wird laut Barrois nach „Trainingsleistung und Tagesform" entschieden.
Junge Saarländer müssen Nerven im Griff haben
Alles in allem wird dieses Finale aber ein Leckerbissen für alle Tischtennisfans. Nicht nur weil die zwei besten Tischtennis-Mannschaften der Saison aufeinandertreffen, sondern weil eigentlich alle Spieler auch bei der WM in Budapest auf sich aufmerksam machten. Allen voran Simon Gauzy von Ochsenhausen. Dem Franzosen in Diensten der Tischtennisfreunde aus Oberschwaben gelang bei den Titelkämpfen die größte Sensation des Turniers, als er in der dritten Runde völlig überraschend den Weltranglisten-Zweiten Xu Xin aus dem Turnier warf und so für das erste nicht rein chinesische Finale seit 16 Jahren sorgte. Eine erfolgreiche WM spielte auch Gauzys Teamkollege Hugo Calderano, dem nach einem souveränen 4:0-Sieg gegen den Inder Sathiyan Gnanasekaran als erstem Südamerikaner seit 1971 der Einzug ins Achtelfinale gelang. Franziskas Bronze-Medaille wäre wohl nicht die einzige gewesen, wenn sein Doppelpartner Timo Boll sich nicht mit Fieber hätte aus dem Turnier verabschieden müssen. Aber auch seine Teamkollegen müssen sich nicht verstecken. Die Saarbrücker Darko Jorgic und Tomas Polansky überstanden die Qualifikation und scheiterten erst in der zweiten Hauptrunde. Damit wird das TTBL-Finale am 25. Mai zu einem echten Schaulaufen der WM-Stars.
Für den 1. FC Saarbrücken Tischtennis, der kürzlich im Europapokalfinale nur knapp unterlegen war, geht, unabhängig vom Resultat, eine erfolgreiche Runde zu Ende. „Wir hätten nicht gedacht, dass wir mit unserem sehr jungen Team schon so weit sind. Wir sind auf Augenhöhe mit den Besten. Das ist bereits jetzt eine Riesensache", sagte Barrois. So wird es in Frankfurt auf die Tagesform ankommen. Und auf Patrick Franziska.