Autor Jörg W. Gronius stellt demnächst sein Buch mit Kurzgeschichten „Daheim und wieder da draußen" vor. Er selbst fühlt sich eher „da draußen".
Herr Gronius, wie sind Sie auf den Titel Ihres neuen Buches „Daheim und wieder da draußen" gekommen?
Das erklärt ausführlich die erste Geschichte. Da geht es um ein wiedergefundenes Buch und ein Stück wiedergefundene Kindheit.
Sie sind in Berlin geboren und leben in Saarbrücken. Sind Sie in beiden Städten daheim?
Weder noch. Übrigens käme noch Wien dazu, wo ich lange und sehr erfolgreich gearbeitet habe: am Burgtheater, am Theater in der Josefstadt und viele Jahre bis heute im Echoraum. „Daheim" bin ich nirgends; ich fühle mich immer etwas „da draußen".
Und was ist dieses „da draußen" für Sie?
Noch fühle ich mich nirgends angekommen, am Ziel, am Ende. Noch habe ich was vor und mache die Türen hinter mir nicht zu.
Ist für Sie als Schreibender mehr der Gedankenort eine Heimat, mehr als ein realer Ort?
Was ist ein „Gedankenort"? Ich habe keine „imaginäre Heimat", wenn Sie so etwas meinen. Ich bin, auch mit dem Schreiben, eigentlich immer in Bewegung.
Heißt das, Sie schreiben an jedem Ort?
Ich bin nun mal sehr viel auf Reisen, beruflich und privat. Bislang gab es keinen Ort, an dem ich nicht geschrieben hätte oder nicht hätte schreiben können. Das gilt bestimmt auch für Kamtschatka.
Das Thema Heimat ist ja quer durch alle Kunstsparten schon länger en vogue. Was glauben Sie, woran das liegt?
An Edgar Reitz. 1981 hat er mit seiner Filmreihe „Heimat" den Begriff in den gesellschaftlichen und ästhetischen Diskurs der Bundesrepublik neu eingeführt und mit seinen Fortsetzungen bis heute aktuell gehalten.
„Verstehen und verstanden werden – das ist Heimat." Diese Interpretation des Begriffs tat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier kürzlich kund. Finden Sie sich darin wieder?
Eine knuffige Formulierung seines Redenschreibers. Für einen Künstler oder Schriftsteller eher fragwürdig. Thomas Mann verstand und wurde verstanden. Deshalb musste er ins Exil.
Und was ist „Heimat" für Sie?
Ich nehme dieses Wort für mich nicht in Anspruch. Der Mensch ist Migrant seit es ihn gibt. Wir wandern, wir wandern. Angenehmer Aufenthalt ist für mich, wo ich gut leben und arbeiten kann. Gegenwärtig also Saarbrücken.
Also, ein Saarbrücken in dem Sie gut und gerne leben; das erfreut sowohl die Oberbürgermeisterin als auch Frau Merkel.
Na und? Vergessen Sie nicht das Wort „arbeiten" und die Ministerpräsidentin.