Wenn der 1. FC Saarbrücken-Tischtennis am Wochenende mit der Auswärtspartie beim TTF Liebherr Ochsenhausen (Freitag, 31. August, 19 Uhr) und dem Heimspiel gegen Borussia Düsseldorf (Sonntag, 2. September, 15 Uhr) in die neue Saison der Tischtennis-Bundesliga startet, beginnt für die Saarländer die Stunde null.
Bis auf den bereits aus dem Vorjahr bekannten Patrick Franziska wird sich die Mannschaft des 1. FC Saarbrücken-Tischtennis mit einem rundum erneuerten Team in der anstehenden Saison präsentieren. Anstelle der etablierten Szene-Größen Tiago Apolonia, Bojan Tokic und Patrick Baum bietet der FCS-TT jetzt junge, weniger bekannte Akteure auf, die sich auf der ganz großen Tischtennisbühne erst noch einen Namen machen müssen.
Kennern des Tischtennissports sind Tomas Polansky, Darko Jorgic und Cristian Pletea spätestens seit der diesjährigen U21-Europameisterschaft ein Begriff. Dort gewann Polansky im Endspiel gegen Pletea den Titel, deren Mannschaftskollege Jorgic wurde Dritter. Während der 20-jährige Tscheche Polansky bereits in den vergangenen beiden Jahren für die Saarbrücker Zweitvertretung aufschlug – und in der vergangenen Saison mit der besten Zweitliga-Bilanz von sich reden machte – sind Jorgic (20, Slowenien) und der erst 18-jährige Rumäne Pletea neu zum FCS-TT gestoßen. Dazu kommt der 22-jährige Taiwanese Liao Cheng Ting, der allerdings nur einen Vertrag über mindestens zwölf Saisonspiele unterschrieben hat und somit bei einem Großteil der Saarbrücker Auftritte nicht dabei sein wird. Ob Liao Cheng Ting zum Auftakt der Bundesliga im Saarbrücker Kader stehen wird, ist noch nicht abschließend geklärt. Ähnliches gilt für Pletea, der ausgestattet mit einem Zweitspielrecht nur bei den internationalen Auftritten für Saarbrücken an den Start gehen wird und ansonsten bis zum Ende seiner Schulzeit bei seinem rumänischen Heimatverein Topstar Constanta bleibt. In die Champions League startet der FCS-TT am 28. September um 19.30 Uhr mit einem Heimspiel gegen die Franzosen von Vaillante Sports Angers TT.
Champions-League-Start am 28. September
Trotz der auf den ersten Blick breiteren Aufstellung des neuen Kaders könnten die Saarbrücker in der Startphase der Bundesliga einen personellen Engpass erleben. Polansky, der bereits in der vorigen Saison mit Problemen an der Schulter zu kämpfen hatte, wurde operiert und fällt nach einer ersten Schätzung des Sportlichen Leiters Erwin Berg für zwei Monate aus. Fehlt der Tscheche in Ochsenhausen und gegen Düsseldorf, muss der FCS-TT das Auftaktprogramm mit einem Aufrücker aus dem Zweitligateam bestreiten. „Ich sehe da kein Problem. Wir haben ja sehr gute Leute in der Zweiten Mannschaft", gibt sich Berg unaufgeregt. Wer erster Kandidat für einen möglichen Einsatz in der Bundesliga ist, will Berg nicht vorab sagen, „um keine unnötige Unruhe in die Zweite Mannschaft zu bringen." Der sportliche Chef der Saarbrücker weiß aber auch, dass das erste Bundesligawochenende für den FCS-TT selbst in Topbesetzung extrem schwer werden würde. In den vorigen Jahren gehörte der aktuelle Vizemeister Ochsenhausen neben dem TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell immer zu den direkten Konkurrenten des FCS-TT im Kampf um die Nummer zwei im deutschen Tischtennis. Während Saarbrücken auf den Elan der Jugend setzt, hat Ochsenhausen die Spitzenspieler Hugo Calderano, Simon Gauzy und Stefan Fegerl halten können und seine Mannschaft zusätzlich mit dem Südkoreaner Woojin Jang verstärkt. In dieser Saison könnten die Baden-Württemberger nach Meinung vieler Experten sogar zu einem ernst zu nehmenden Konkurrenten für die Übermannschaft von Borussia Düsseldorf werden. Wie es sportlich einzuordnen ist, dass es für die Saarländer danach direkt im ersten Heimspiel gegen den amtierenden Meister und Pokalsieger aus Düsseldorf geht, muss sich erst noch zeigen. Klar ist aber, dass das Auftaktprogramm für den FCS-TT kaum schwerer hätte ausfallen können.
„Wir sind vor ein paar Jahren einmal mit einer 0:6-Bilanz gestartet und wurden am Ende trotzdem Zweiter", erinnert Berg an die Saison 2015/2016 und nimmt auf diese Weise schon vor dem ersten Ballwechsel den Druck von seinem jungen Team. Berg macht nochmal deutlich, dass die Saarbrücker Ansprüche in diesem Jahr nicht so hoch sein können wie in den vergangenen Spielzeiten. „Es war unser Plan, die Mannschaft radikal zu verjüngen. Da gibt es nun auch kein Zurück mehr. Das müssen wir jetzt durchstehen. Ob die Jungen schon von Anfang an reif genug sind, um in der Bundesliga zu bestehen, weiß jetzt noch kein Mensch. Ich gehe davon aus, dass sie sich während der Saison steigern werden. Und ich glaube, dass mindestens einer den Durchbruch schafft", sagt Berg.
„Nun versuchen wir einen neuen Weg"
Der Sportliche Leiter betont die perspektivischen Überlegungen hinter der drastischen Verjüngungskur. „Nachdem uns Bojan schon im Dezember mitgeteilt hat, dass er nach der Saison aufhören möchte, haben wir uns schon früh mit der Kaderplanung für diese Saison beschäftigt. Wir hatten auch genug Möglichkeiten, gestandene Spieler zu holen – wir hätten es uns aussuchen können. Aber wir haben uns für diesen Weg entschieden. Spieler wie Samsonov, Boll oder Ovtcharov waren auch mal jung, das war die Überlegung. Mit Tiago und Bojan hätten wir mit Sicherheit wieder die Play-offs erreicht, wären dort aber wie immer an Düsseldorf gescheitert. Nun versuchen wir einen neuen Weg", erklärt Berg. Der Macher des FCS-TT ist auch überzeugt, dass das Publikum den neuen Weg mitgehen wird, auch wenn die Erfolge etwas auf sich warten lassen sollten: „Die Zuschauer wissen, dass die Jungen hungrig sind."
Das weiß auch Patrick Franziska, der mit seinen 25 Jahren in der vergangenen Spielzeit noch der Jungspund war und jetzt plötzlich zum erfahrenen Leitwolf und Mannschaftskapitän avanciert ist. Der Nationalspieler sei „überglücklich mit der Situation", sagt Berg und fügt hinzu: „Für ihn ist das eine Herausforderung, der er sich gerne stellt."
Bleibt abschließend die Frage, wie der FCS-TT mit der Rückkehr zum Doppel umgeht. Ab dieser Saison wird in der Bundesliga beim Spielstand von 2:2 wieder ein Entscheidungsdoppel ausgetragen – wobei die beiden Doppelspieler jeweils nur ein Einzel bestreiten dürfen. „Das ist für uns ein Nachteil, weil wir keinen Linkshänder haben", sagt Berg. Es scheint, dass dem FCS-TT keine leichte Saison bevorsteht – eine spannende dürfte es aber allemal werden.