Am Fastnachts-Samstag feiert der 23 Jahre alte Alexander Lorch aus Dudweiler sein Debüt als Box-Profi. Der Sohn der saarländischen Boxlegende Uwe Lorch will in den nächsten drei Jahren um die Deutsche Meisterschaft boxen und sich als Profi etablieren.
Das Lied passt wie die Faust aufs Auge. „Hey, hier kommt Alex! Vorhang auf – für seine Horrorschau", schallt es durch die Sport- und Eventhallen, wenn Alexander Lorch sie betritt. Jedenfalls, wenn einer seiner Kämpfe ansteht. Der 23-Jährige mit dem Einmarsch-Song „Hier kommt Alex" von den Toten Hosen ist nämlich seit Januar dieses Jahres Box-Profi im Halbschwergewicht. Am 2. März steht in der Fruchthalle in Kaiserslautern sein Profi-Debüt an. Sein Gegner bei dem um 19 Uhr beginnenden Kampfabend ist der bereits 44 Jahre alte Frankfurter Michael Klempert. Auch Senad Gashi boxt an diesem Abend.
„Ich werde top-vorbereitet sein und freue mich, wenn es endlich zur Sache geht", sagt Alexander Lorch. Das Etappenziel des Normalauslegers (Schlaghand rechts) in den kommenden drei Jahren: um die Deutsche Meisterschaft boxen. Trainiert wird dafür fünfmal pro Woche: Zweimal im Verein beim ASC Dudweiler, dreimal im Fitness-Studio. 55 Kämpfe hat Lorch als Amateur absolviert, davon 40 gewonnen. Er ist mehrmaliger Saarlandmeister – und eigentlich im Halbschwergewicht (bis 79,378 Kilogramm) zu Hause. Sein erster Profi-Gegner Klempert boxt im Cruisergewicht (bis 90,718 Kilogramm), hat 22 Profi-Kämpfe absolviert – und davon 19 verloren. „Wir haben uns darauf geeinigt, dass wir uns bei etwa 80 Kilo treffen", erklärt Lorch.
Der 23 Jahre alte Elektroniker aus Dudweiler trat im Alter von zwölf Jahren dem ASC Dudweiler bei, wo er von Lorenz Kainz und seinem Vater Uwe Lorch trainiert wird. Lorch Senior war Deutscher Meister im Cruisergewicht und lange ein Aushängeschild der saarländischen Boxszene. Sein Bekanntheitsgrad reicht über die Grenzen des Saarlandes hinaus. Er gewann als Profi acht seiner zwölf Kämpfe. Heute ist der 52-Jährige als Ringrichter international tätig. „Normalerweise wäre ich sogar bei Alexanders Debüt in Kaiserslautern Ringrichter gewesen. Aber das geht selbstverständlich nicht", erzählt Uwe Lorch. Zum Gegner seines Sohnes sagt er: „Er ist eine echte Hausnummer, körperlich weit überlegen. Aber Alexander ist der bessere Boxer und wird den Kampf deshalb nach Punkten gewinnen." Es wäre der erste Schritt zum Etappenziel, in den nächsten drei Jahren um die Deutsche Meisterschaft zu boxen.
Vater Uwe ist bestens vernetzt
„Mein Vater ist der beste Trainer im Saarland", findet Alexander, „Wir kennen uns in- und auswendig, und er sieht sofort und besser als jeder andere, was ich falsch mache und besser machen muss." Dass die Vater-Sohn-Beziehung unter der Trainer-Athlet-Beziehung nicht leidet, liegt am gegenseitigen Vertrauen und Verständnis der beiden füreinander: „Mein Vater ist Perfektionist. Er weiß auch selbst, dass er vieles zu genau haben will. Aber sonst läuft das zwischen uns perfekt", versichert Lorch Junior. Dabei sind die beiden als Boxer „das totale Gegenteil" von sich: „Alexander ist ein Techniker und Taktiker, der versuchen muss, seine Kämpfe nach Punkten zu gewinnen. Ich war mehr der Kämpfer, der den vorzeitigen Knockout gesucht hat", erklärt Uwe Lorch. Hin und wieder geht aber auch mit Alexander der Papa durch. „Manchmal erwische ich mich dabei, dass ich zu sehr den K.o. herbeiführen will, sobald ich merke, dass ich dem Gegner überlegen bin. Dann gehe ich zu viel Risiko ein, statt den Sieg sicher nach Hause zu bringen", reflektiert der junge Mann und ergänzt mit einem Augenzwinkern: „Aber daran arbeiten wir."
Seine Schwächen zu erkennen, gehört zu den Stärken eines Boxers. Eine weitere unbestrittene Stärke von Alexander Lorch ist die Flexibilität – der elementare Baustein seiner immer neuen Strategie: „Wir studieren den Gegner ganz genau. Das ist als Profi gut möglich, weil man den Namen des Gegners frühzeitig weiß. Das war als Amateur nicht so", verrät er. Je nach Ausrichtung des Gegners stellt sich Alexander perfekt auf ihn ein: „Ich kann offensiv boxen, wenn das notwendig ist, ich kann aber auch defensiv stark agieren", sagt er selbstsicher. Wichtig hierbei: Während ein Amateurkampf nur drei Runden dauert, müssen die Kontrahenten in Profikämpfen zwölf Runden überstehen.
Viele Kämpfe seines Vaters hat Alexander hautnah miterlebt, alle Facetten der Sportart regelrecht aufgesogen und sie zu seiner Passion gemacht. „Allein die Atmosphäre bei solchen Veranstaltungen ist so speziell, dass ich immer schon Profi werden wollte", erinnert er sich: „Ich hatte meinen Vater auch ständig gefragt: Wann ist es endlich soweit? Wann kann ich Profi werden? Er sagte dann immer: Du merkst selbst, wenn der Zeitpunkt gekommen ist. Und das war tatsächlich so." Weil in seiner Gewichtsklasse, dem Halbschwergewicht, keiner gegen ihn antreten wollte, mischte er bei den Saarlandmeisterschaften 2018 in Neunkirchen-Furpach im Schwergewicht mit. Lorch besiegte im Finale den 18 Kilogramm schwereren Martin Schenk vom BSC Neunkirchen. Danach ging er auf seinen Vater zu und sagte: „Ich glaube, jetzt ist es soweit." Papa widersprach nicht. Dass der Name Lorch in der Boxszene kein unbekannter ist, kann Alexander als Vor- und als Nachteil ausgelegt werden. Eines ist jedoch klar: Die Erwartungshaltung der anderen ist dadurch enorm hoch. „Er kann und wird seinen eigenen Stil bei den Profis etablieren. Für ihn ist es wichtig, mit seiner eigenen Art und Weise erfolgreich zu sein", weiß Vater Uwe um diese Bürde: „Er kann super boxen. Nicht mehr und nicht weniger will ich von ihm sehen." Als Ex-Profi und internationaler Punkt- und Ringrichter ist Uwe Lorch bestens vernetzt. Keine Frage, seinen Sohn in die Obhut eines anderen zu geben. „Ich bin seit 40 Jahren im Boxsport, kenne jeden Manager in Deutschland und Europa persönlich. Alexander könnte jederzeit für einen davon boxen. Aber wir werden uns niemanden dazu holen. Er wird vorerst in meiner Hand bleiben", betont der 52-Jährige, „Kämpfe zu bekommen, ist für uns gar kein Problem. Wir haben schon jetzt Anschlusskämpfe organisiert. Ich weiß aber auch ganz genau, wie schnell man in diesem Geschäft unter die Räder kommen kann. Das wird meinem Sohn nicht passieren. Wir machen einen Schritt nach dem anderen." Die ersten zehn Profikämpfe gelten als „Aufbauphase", in der man gegen vermeintlich schwächere Gegner boxt. Der zweite Profi-Kampf von Alexander Lorch ist bereits terminiert – er findet am 13. April in der Illipse in Illingen statt. Dann heißt es wieder: Hier kommt Alex.