So ganz konnten Smart Speaker trotz Google-Weckfunktion bislang den klassischen Radiowecker noch nicht zufriedenstellend ersetzen, selbst wenn einige Modelle inzwischen auch die Uhrzeit anzeigen. Zwei Geräte kombinieren beide Welten.
Viel gesucht sind Geräte, die nicht nur Streaming, sondern auch klassische Medien verarbeiten können: Radio, CD, Analogsignale. Spätestens beim „linearen" Radioempfang kneifen die meisten Hersteller jedoch – meist werden Radio und Streamingdienste wie Spotify als Konkurrenten angesehen, die sich gegenseitig überflüssig machen. Doch bietet Spotify keinen Wetterbericht, keine Nachrichten und funktioniert nicht ohne Internet. Als Wecker sind normale Smartspeaker deshalb nicht die optimale Lösung, und halbwach mag man sich nicht mit Verbindungsproblemen herumschlagen, sondern ist froh, ein Gerät zu haben, das auch ohne Netz und auf sich gestellt liefern kann.
Mit dem Oasis DAB als neuestem Modell der Citation-Smartspeaker-Serie bietet Harman Kardon nun eine Lösung für Küche und Schlafzimmer: einen Smart Speaker mit Google Assistant und DAB-Empfang. Roberts Radio setzt mit dem Stream 67 dagegen, der sich auch im Wohnzimmer im Design eines klassischen Radios wohlfühlt.
Bedienbar auch per Sprachsteuerung
Wieso adressiert Harman Kardon Küche und Schlafzimmer? Nun, Küchenradios haben oft ebenfalls das flache Format klassischer Radiowecker. Dieser hat sogar zusätzlich ein Ablagefeld zum drahtlosen Handy-Laden. In der Küche kann man sich den Harman Kardon Oasis DAB aber nur bedingt vorstellen: Die Stoffbespannung dürfte im Küchendunst auf Dauer unansehnlich werden. Zudem werden Küchenradios gern mit einer Halterung unter einem Küchenschrank montiert, womit das Bedienfeld unzugänglich würde. Im Schlafzimmer können so dagegen gleich zwei Geräte ersetzt werden: der normale Radiowecker und ein Smart Speaker. Der Oasis DAB steht mit einer Größe von 218 mal 66 mal 148 Millimeter und 1,2 Kilogramm Gewicht stabil und kann nicht versehentlich im Halbschlaf umgeworfen oder vom Nachttisch geschubst werden.
Musik Start/Stop, Lauter/Leiser, vier DAB-Senderspeicher, Senderwechsel, Abruf der programmierten Weckzeiten und die Umschaltung der Signalquelle sind als Bedienelemente oben am Lautsprecher, ebenso wie die der Sprachsteuerung dienenden Mikrofone. Leider sind sie als etwas dunklere Symbole auf silbernem Hintergrund nicht so gut erkennbar, wenn man den Kopf nicht über dem Radio hat oder es dunkel im Zimmer ist. Sie leuchten zwar auf, wenn man mit den Fingern in die Nähe kommt, nur löst man dabei leicht bereits ungewollt etwas aus. Fühlbare Knöpfe wären hier schöner gewesen. Doch es gibt ja auch noch die Sprachsteuerung.
Das Radio kann in Multiroom-Konfigurationen – also zur synchronen Wiedergabe zusammen mit anderen Smart Speakern mit Google-Spracherkennung in anderen Räumen – in unterschiedlichen Gruppen eingerichtet werden. Auch das schnellere 5-GHz-W-Lan ist verfügbar und für Apple-User Airplay. Das Abspielen von Musik aus dem Internet ist dank Google-Spracherkennung unkompliziert möglich, ob Radiosender über das vorinstallierte Tune-In oder Musikkonserven über Youtube Music, Spotify und andere Streamingdienste. Die eingebauten Mikrofone für die Spracherkennung funktionieren gut. Lokale Dateien lassen sich über Bluetooth und mit Chromecast übers W-Lan abspielen. Die beiden Übertragungswege werden dabei nahtlos ineinander überblendet, dem Nutzer fällt dies nicht ohne Weiteres auf.
Man sollte sich vor dem Kauf allerdings sicher sein, dass DAB+-Empfang gegeben ist: Das Harman Kardon Citation Oasis DAB empfängt tatsächlich nur DAB+, kein UKW oder gar Mittelwelle. Im Normalfall ist dies aber kein Nachteil. Für diejenigen, die empfangsseitig in ihrer Region absolut nicht mit DAB+ versorgt sind, gibt es ersatzweise noch das Harman Kardon Citation Oasis FM mit UKW statt DAB+.
Der Wecker wird nicht über die Tasten, sondern über den Google Sprachassistenten programmiert, kann aber auch das DAB-Radio einschalten. Wer das W-Lan nachts abschaltet, muss also nicht befürchten, erst ab 6 Uhr geweckt werden zu können. Er sollte dazu dann nur keine Internet-Musikquelle auswählen. Auch eine Einschlaffunktion mit Musikbegleitung ist verfügbar.
Das Stream 67 bietet 5-Gigahertz-W-Lan
Das Citation Oasis DAB+ liefert mit zwei 45-mm-Lautsprechern und 2 mal 6 Watt Verstärkerleistung zwar keine Partylautstärke, doch deutlich mehr, als man von Küchenradios und Radioweckern sonst so gewohnt ist. Bässe und Höhen sind weniger intensiv als bei typischen Smart Speakern, doch am Nachttisch ist dies angenehm. Noch dazu ist Stereo geboten und auch tatsächlich hörbar.
Roberts Radio fühlt sich Traditionen verpflichtet, was sich beim Aussehen der Geräte bemerkbar macht. Der Stream 67 im Nussbaumholz-Gehäuse ist ein klassisches Radio fürs Wohnzimmer, hat allerdings die beiden Drehknöpfe und die Tasten zur Bedienung oben und nicht an der Frontseite, die so mehr Platz für das Display und vor allem die Lautsprecher bietet. Wahlweise ist auch ein Gehäuse aus Kirschholz, Silberholz und schwarzem Holz im Angebot.
Auch hier gibt es eine Weckfunktion. Am Nachttisch könnte es mit 45,5 mal 16 mal 28,5 Zentimeter allerdings etwas eng werden und mit 7,2 Kilogramm ist der Stream 67 kein Leichtgewicht. Dafür kann er klanglich mit seinen Pfunden wuchern: Die Stereobasis ist im Nahbereich auf jeden Fall ausreichend, und für Bässe ist genug Platz. In Bad oder Küche ist ein solch edles Gerät jedoch nicht gut aufgehoben, zumal beschlagene oder mit Fettspritzern verzierte CDs dem ungestörten Musikerlebnis wenig förderlich sein dürften.
Ein/Aus, Musik Start/Stop/Pause/Vor/Zurück und Shuffle, Weckalarm, Senderspeicher und Menü sowie Signalquelle werden über Drucktasten bedient, mit den beiden Drehknöpfen können Lautstärke sowie Sender/Titel gewählt werden. Komfortabler geht es über die Fernbedienung, die dann aber nicht verlegt werden darf. Das Radio kann in Multiroom-Konfigurationen in unterschiedlichen Gruppen eingerichtet werden, wofür neben anderen Produkten von Roberts Radio auch solche anderer Hersteller in Frage kommen, die ebenfalls die Undok-App nutzen. Dabei können nicht nur die Streamingdienste, sondern auch CD, DAB+ und UKW-Radio übertragen werden. Auch das schnellere 5-GHz-W-Lan ist verfügbar.
Bei den Streamingdiensten herrscht große Auswahl: Neben Spotify, das nur mit einem Premium-Account nutzbar ist, sind auch Deezer, Tidal, Amazone Prime Music und Qobuz im Angebot. Die Streamingdienste sind teils wie Qobuz direkt am Gerät bedienbar, teils (Spotify) nur vom Smartphone aus. Will man eigene Musikdateien abspielen, so steht einem beim Stream 67 ein großes Sortiment an Möglichkeiten zur Verfügung: Über lokale Server, direkt vom Smartphone mit der App, vom USB-Stick oder analog angekoppelt sind nur einige der verfügbaren Optionen.
200 Euro das eine, stolze 800 Euro das andere
Als Lautsprecher sind vorne zwei Mittel-Hochtöner und nach hinten zwei Tieftöner mit Bassreflexresonanzkörpern verbaut. Britisch zurückhaltend ist der Klang in Originaleinstellung, mit eher schwachen Höhen, aber ohne unangenehme Spitzen in allen Frequenzbereichen. Die Stereotrennung lässt sich mit der „Width"-Einstellung erhöhen bis zu gegenphasigen, höhenintensiveren Wiedergaben. Mit der „My EQ"-Einstellung des Equalizers und einer leichten Höhenanhebung sowie Absenkung des Subwoofers lässt sich der Klang noch verbessern.
Beide Geräte werden direkt mit 230 Volt Netzspannung versorgt, kein „Netzklops" verstopft die Steckdose, und erlauben auch den Anschluss externer Antennen, wenn der Empfang mit der eingebauten Antenne nicht ausreicht. Zusätzlich kann ein Smartphone oder E-Book-Reader über einen USB-Port geladen werden.
Mit knapp 200 Euro Listenpreis ist das Harman-Kardon Citation Oasis DAB für einen Smart Speaker noch günstig und bietet dafür das Beste aus beiden Welten und in Stereo: Terrestrischer DAB+-Digitalradio-Empfang ebenso wie Google Assistant, Musik über Internetradio und Streamingdienste. Also ein würdiger Hightech-Nachfolger des klassischen Radioweckers.
Mit königlichen knapp 800 Euro Listenpreis ist das Roberts Radio Stream 67 dagegen kein Schnäppchen mehr, bietet aber auch mehr Leistung. Es ist für den interessant, der ein eher klassisch aussehendes Gerät mit modernen Möglichkeiten sucht und nicht nur ein Medium nutzen will, sondern viele unterschiedliche.