Weihnachtsbäume, Weihnachtsgänse, Weihnachtsmänner im Kamin – überall auf der Welt gibt es unterschiedliche Weihnachtsbräuche. Eine weihnachtliche Reise rund um die Welt zu Menschen, die von ihren Bräuchen erzählen.
Es ist das größte Fest der Christenheit neben dem Osterfest – klar, dass Weihnachten in den christlich geprägten Ländern auf der ganzen Welt eine große Rolle spielt. Doch nicht überall gibt es die gleichen oder wenigstens ähnliche Bräuche. Nicht einmal der Tag, an dem es Geschenke gibt, ist in vielen Nationen derselbe.
USA
In den Vereinigten Staaten von Amerika ist das Weihnachtsfest unweigerlich mit Kommerz und Konsum verbunden. Schon im Oktober erstrahlen viele Privathäuser im Glanz von Lichterketten, in den Vorgärten der Vororte entstehen riesige Krippenszenen und die Wohnungen und Häuser sind mit weihnachtlichen Farben und Motiven dekoriert. X-Mas, wie es dort in moderner Sprache heißt, ist allgegenwärtig. Die Geschenke bringt Santa Claus, der meist in dem berühmten von Coca-Cola erfundenen Outfit aus roter Bommelmütze, weißem Rauschebart und dickem Bauch unter roter Filzjacke auftritt und einen Sack voller Geschenke über den Kamin ins Haus bringt. Dort haben die Kinder an Heiligabend ihre Stockings, die Strümpfe, aufgehängt, in die Santa Claus die Geschenke legen soll. In Sachen Familienfest spielt der Heilige Abend (Christmas Eve) aber eine untergeordnete Rolle. Viele Familien gehen zur traditionellen Mitternachtsmesse am ersten Weihnachtsfeiertag, dem Christmas Day. Nach der Bescherung am nächsten Tag gibt es das Christmas Dinner, oft Truthahn und dazu das typische Weihnachtsgetränk Eggnog, ein Punsch aus Ei, Milch und Sahne.
Argentinien
„Der größte Unterschied ist, dass wir in Flipflops Weihnachten feiern", sagt der Argentinier Mariano Chiacchiarini und lacht. Denn in Argentinien sind die Jahreszeiten auf der anderen Halbkugel der Erde entgegengesetzt zu unseren. Das Fest der Liebe fällt für die Argentinier also in den Sommer. Weihnachtsbräuche in Argentinien gibt es einige. Denn Ende des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. kamen viele Migranten in das südamerikanische Land. Mariano Chiacchiarini etwa ist Mitglied der vierten Generation einer italienischen Familie. „Wir haben deshalb viele europäische Gewohnheiten übernommen", erzählt er. Mandeln, Schokolade, fettreiche Festessen und viel Fleisch gehören zur Weihnachtszeit in Argentinien. „Wir essen dort so, als hätten wir fünf Grad, dabei ist es 35 Grad warm." Sowohl Weihnachten als auch Silvester feiern die Argentinier mit ihren Liebsten. Um zwei Uhr morgens geht es dann mit den Freunden in die Bars. Der eigentliche Höhepunkt für die Kinder ist das Dreikönigsfest am 6. Januar. Denn in Argentinien gibt es traditionell erst an diesem Tag die Geschenke, angelehnt an das Jesuskind, das zum Geburtstag Gaben aus dem Morgenland bekam. „Die Kinder bereiten dann abends, am 5. Januar, Gras und Wasser für die Kamele vor", erzählt Chiacchiarini. „Wenn am nächsten Morgen alles weg ist, die Kamele es also gegessen haben, ist das das Größte für die Kinder."
Spanien
Die Tradition, erst am 6. Januar, also am Dreikönigstag, die Geschenke zu bekommen, kommt aus Spanien. Dort ist es heute noch so, dass die Kinder auf diesen Tag hinfiebern. Die spanischen Kinder schreiben einen Brief an die Heiligen Drei Könige, wie sie hierzulande an das Christkind, den Nikolaus oder den Weihnachtsmann schreiben. Am 5. Januar gibt es dann einen großen Umzug, morgens am Tag darauf liegen die Geschenke der Kinder bereit. An Weihnachten selbst ist es Tradition, dass sich die Familien zu einem großen gemeinsamen Festessen treffen, gemeinsam in die Kirche gehen und traditionelle Lieder singen, die Villancicos. Diese Volksweihnachtslieder haben oft witzige Texte, die die Spanier in großen Gruppen gemeinsam singen. Ursprünglich stellte man in Spanien Krippen zur Weihnachtszeit auf, inzwischen haben sich aber auch Kerzenständer, Nikoläuse und Weihnachtsbäume durchgesetzt. Auch Geschenke am 25. Dezember als Vorgeschmack auf das Dreikönigsfest sind keine Seltenheit mehr.
Kroatien
In Kroatien beginnt die Weihnachtszeit am 25. November, dem Tag der heiligen Katarina. Ein Sprichwort besagt, dass die Heilige für Schnee sorgt. In der Weihnachtszeit sind die vier Adventssonntage wichtig für die Kroaten. Anfang Dezember sät man in Kroatien Weihnachtsweizen, den Pšenica, in eine Schale und lässt ihn bis zum 24. Dezember wachsen. Je höher und grüner er ist, desto besser wird das nächste Jahr, sagt man. An Heiligabend zündeten die Kroaten früher einen Baumstamm an, der bis zum 1. Weihnachtsfeiertag brennen sollte. Heute hat man sich eher an westeuropäische Bräuche angepasst und stellt einen Weihnachtsbaum auf. Ein Festmahl gibt es am 24. aber nicht. Man fastet in Kroatien, geht in der Nacht vor Heiligabend in die Kirche und isst am ersten Feiertag gemeinsam mit der Familie Krautwickel. Die Weihnachtszeit endet am 6. Januar.
Großbritannien
Die Briten feiern Weihnachten am 25. Dezember. Doch die Feier geht schon tags zuvor am Abend los. Jede Familie hat da ihre eigene Tradition. „Wir machen jedes Jahr das gleiche und gehen am Abend des 24. Dezember ins Kino", erzählt der Engländer Kris Garfitt. Die Garfitts scheinen nicht die einzigen zu sein, die das tun, denn das Kino ist an Heiligabend stets voll. „Einige Filme sind schon Wochen im Voraus ausgebucht", sagt Garfitt. Nach dem Film geht es zu einem gemeinsamen Abendessen in ein Restaurant, bevor sich die Familie mit Freunden trifft, bei Essen und Getränken feiert und um Mitternacht in die Kirche geht. Am Morgen des 25. Dezember, dem „Christmas Day", öffnen die Briten die Geschenke, die Santa Claus in der Nacht gebracht hat. Die aus den Vereinigten Staaten bekannten Stockings sind ein Brauch, den sie von den Briten abgeschaut haben. Der Weihnachtsnachmittag am 25. Dezember steht dann ganz im Zeichen des Essens. „Wir essen eine lächerliche Menge", sagt Garfitt lachend. Es gibt Krabbencocktail, Knallbonbons, die wir von Silvesterpartys kennen, und nicht zuletzt natürlich die Weihnachtsrede der Queen am Fernsehschirm. Über den Bildschirm flimmert in vielen Familien auch die Weihnachtsepisode der Fernsehserie „Dr. Who". Am 26. Dezember, dem Boxing Day, haben die Geschäfte geöffnet. „Die Menschen werden zu Tieren und rennen kämpfend durch die Läden, um die billigsten Deals zu finden", sagt Garfitt.
Australien
In Australien ist es an Weihnachten Hochsommer – wie in Argentinien. Man feiert das Fest also draußen im Garten oder am Strand in kurzen Hosen. Viele tragen trotzdem Nikolausmützen. Vor Weihnachten finden große Konzerte im Freien statt, die Christmas-Carols-Events. Sie ähneln einem großen Open- Air-Konzert, bei dem aber Weihnachtslieder und Gospels zu hören sind. Sandra Limley-Kurz, die einige Jahre in Australien gelebt hat, war wegen des Wetters nicht in Weihnachtsstimmung, erinnert sie sich: „Ich habe die typischen deutschen Weihnachtsmärkte vermisst. Außerdem werden weniger Schokolade oder Plätzchen verkauft, da es ja so heiß ist."
Litauen
„Der Brauch in Litauen ist nicht ganz einfach", sagt Vilmantas Kaulinas. Der Litauer, der in Deutschland lebt, erklärt: „Die Adventszeit dort ist Besinnungszeit, also gibt es keine Feiern, keinen Gesang." Umso größer aber sei der Kontrast an Heiligabend, denn dort geht das Feiern dann so richtig los. Dann müssen traditionell mindestens zwölf Speisen auf dem Tisch sein. Bescherung in Litauen ist erst morgens am 25. Dezember. Aber nicht für alle war das ein Grund, sich zu freuen: „Für mich war das sehr traurig", sagt Vilmantas Kaliunas, „weil ich am 22. Dezember Geburtstag habe und nie feiern durfte."
Österreich
Österreichische Weihnacht ist nicht überall gleich. Doch im Salzburger Land gibt es eine Familientradition: „Bei uns wird den ganzen Tag mit Weihrauch immer mal wieder im Haus ausgeräuchert", sagt Margret Nußdorfer. „Zu mehreren Uhrzeiten über den Tag verteilt schießen die Schützen Salven ab." Schützenvereine treffen sich dazu nicht, sondern schießen vor ihrer eigenen Haustür in die Luft. Um 18 Uhr steht ein Gebet mit der ganzen Familie an. Das Beten von Ave Maria und Vaterunser und anschließende Weihnachtslieder dauern etwa eine Stunde. „Ganz wichtig ist, dass in der Krippe noch das Jesuskind fehlt", sagt die Österreicherin. „Das wird dann hinterher reingelegt." Danach geht es für die Familie ins Bauernhaus, wo sie Kerzen anzündet und durch ein Klingelläuten symbolisiert, dass das Christkind da war. Nach dem Weihnachtsessen geht es daran, die Geschenke auszupacken. Heiligabend endet schließlich um 23 Uhr mit der Mitternachtsmette in der Kirche. „Und danach gibt es Würstesuppe", sagt Nußdorfer.
Mosambik
Die Deutsche Abenaa Addai lebt und arbeitet in Mosambik. „Und sich dort das Weihnachtsfest anzusehen ist sehr interessant", sagt sie. „Denn Mosambik ist ein säkularer Staat, weshalb es dort keine religiösen Feste gibt." Ein Feiertag ist der 25. Dezember dennoch – und zwar der Tag der Familie. „Das ist ein Familienfest, bei dem man mit seiner Familie zusammensitzt." Der Grund für die Abneigung religiöser Feste liegt an der portugiesischen Besatzung, die Mosambik viele Jahre prägte. Die Portugiesen versuchten, das Christentum durchzusetzen. Nach der Unabhängigkeit war der Staat sozialistisch und Religion nicht gern gesehen.