Aus der Traum vom nächsten Titel. Die Ringer des KSV Köllerbach haben eine gute Saison gerungen, blieben in eigener Halle auch im Finale gegen den Deutschen Meister Wacker Burghausen ungeschlagen.
Der 14:12-Erfolg letzten Samstag genügte nicht, um den 6:18-Rückstand aus dem Hinkampf aufzuholen. „Der bittere Geschmack der Finalniederlage wird in den kommenden Tagen sicher vergehen", sagte Thomas Geid, der Mannschaftsverantwortliche der Köllerbacher, „wir haben trotz vieler Verletzungsprobleme eine ganz starke Runde gerungen. Darauf können wir, wenn die erste Trauer überwunden ist, sicher auch stolz sein."
Burghausen hatte vor eigenem Publikum den Grundstein gelegt – oder hatte Köllerbach sich verzockt? Die Idee Andrij Shyyka (eigentlich 75 Kilo Freistil) mit Siegchancen in eine höhere Gewichtsklasse zu stellen und mit Mihael Sava gegen Magomedmurad Gadzhiev nur knapp zu unterliegen, ging doppelt nicht auf. Shyyka und Sava ließen Ferdern. Dazu kam die unerwartete Pleite von Timo Badusch (75 Kilo Greco) gegen seinen Nationalmannschaftskollegen Michael Widmayer und die – auch von den Schiedsrichtern mitzuverantwortende – Niederlage von Gennadij Cudinovic gegen Erik Thiele (98 Kilo Freistil). „Da war schon abzusehen, dass es am Ende nicht reichen wird. Dennoch tut es jetzt weh, den Titel nicht geholt zu haben", sagte Etienne Kinsinger nach dem Rückkampf, „uns bleibt dieser wunderbare Abend im Halbfinale."
Da hatte der KSV gegen den TuS Adelhausen noch einen Neun-Punkte-Rückstand aufgeholt. Ein Ringerwunder, das gegen Burghausen keine Wiederholung finden sollte. Auch weil beide Mannschaften nicht komplett in dieses zweite Finale gehen konnten. Beide Teams mussten auf verschiedene ausländische Spitzenringer verzichten, die in ihren jeweiligen Nationalverbänden Qualifikationsturniere für die kommenden internationalen Einzelmeisterschaften bestreiten mussten. „Es ist bekannt, dass diese Turniere im Januar beginnen", sagte Andrij Shyyka verärgert, „vielleicht sollten die Verantwortlichen mal darüber nachdenken, dass man das Finale schon im Dezember austrägt."
Zweites „Wunder" blieb aus
Die Frage nach dem Finaltermin ist aber sicher nicht das zentrale Thema im deutschen Ringen. Die Spaltung zwischen dem Deutschen Ringerbund (DRB), dessen Mannschaftsmeister jetzt Burghausen heißt, und der Deutschen Ringerliga (DRL), die ihren Titelträger an diesem und nächsten Freitag zwischen dem KSV Ispringen und dem VfK Schifferstadt ermittelt, scheint tiefer als je zuvor. Das Kommunikations-Tischtuch zwischen der international nicht anerkannten Profiliga und dem DRB scheint zerschnitten. Geredet wird nur über Anwälte und via Medien. „Der Vorsitzende von Germania Weingarten hat kürzlich in einem Interview mitgeteilt, dass der DRB kein Gesprächspartner mehr ist. Das lassen wir mal so stehen", sagte DRB-Präsident Manfred Werner, „das tut natürlich weh. Aber die Strukturen im deutschen Ringkampfsport geben eine Profiliga einfach nicht her. Die Bundesliga hat doch Schaden genommen gerade wegen der hohen Zahlungen, die sich nur noch zwei oder drei Vereine leisten konnten."
Der DRB ist bemüht, Chancengleichheit herzustellen. In dieser ersten Saison ohne Ispringen, Schifferstadt, Weingarten, Eisleben und Nendingen versuchte man dies mit einer Etatobergrenze von 150.000 Euro. Ob deren Einhaltung kontrolliert wurde, beantwortete Werner nicht. Dass von den saarländischen Bundesligisten nur der KSV in diese Regionen vorgestoßen ist, ist ein offenes Geheimnis. Die Budgets von Hüttigweiler, Heusweiler und Rigegelsberg zusammengerechnet, dürften kaum diese ominöse Grenze erreicht haben.
Ab der kommenden Saison soll ein Punktesystem für faireren Wettbewerb sorgen. Demnach wird Sportlern je nach Herkunft und Leistungsstärke eine Punktzahl zugeordnet, deren Addition an einem Kampfabend 28 nicht überschreiten darf. „Wir werden umstellen müssen. Das neue Punktsystem – das sich zunächst auch erst mal bewähren muss – soll dazu beitragen, dass mehr Vereine oben mitmischen können", sagte DRB-Boss Werner, „wir werden dieses Punktsystem beobachten und immer schauen, wo wir nachjustieren müssen." Erste Kritik wurde schon laut. „Einige kleinere Vereine haben bemängelt, dass auch mit diesem System der finanzielle Rahmen noch zu weit ist", sagte Bernd Wegener, Präsident des Saarländischen Ringerbunds, „ich sehe das ähnlich." Die Idee hinter dem Punktesystem ist durchaus interessant. Sportler, die vor ihrem 18. Lebensjahr mindestens drei Jahre beim Verein ausgebildet wurden, werden mit -2 Zählern berechnet, ausländische Olympiasieger mit +8. Dazwischen liegt jede Menge Diskussionsstoff. Was ist mit Sportlern, die seit fünf Jahren beim Verein sind? Oder mit Eigengewächsen, die international erfolgreich sind? Präsident Werner betonte, dass beim DRB das Augenmerk auf der Nachwuchsarbeit in einer olympischen Sportart liegt und bei der DRL zumeist ausländische Spitzenathleten auf die Matten gehen: „Wir hatten 2017 das erfolgreichste Jahr seit Langem. Nicht nur weil wir vier Medaillen bei den Weltmeisterschaften der Aktiven geholt haben. Wir haben auch 24 Medaillen bei Welt- und Europameisterschaften des Nachwuchses in allen Altersklassen gewonnen." Die saarländischen Clubs gehen diesen Weg der Nachwuchsförderung. Mit Etienne Kinsinger ist momentan zumindest ein Sportler auf dem Weg in die Weltspitze.
Neuer Zuschnitt in der neuen Saison
In der kommenden Saison wird sich der Zuschnitt der Vorrundengruppen ändern. Die Saarländer bekommen es mit vier Clubs aus dem Schwarzwald zu tun – allen voran Halbfinalist Adelhausen. „Das wird eine neue Herausforderung, alle werden nochmals zulegen müssen", sagte SRB-Präsident Wegener, „schon in dieser Saison sind – auch dank des verstärkten medialen Interesses – mehr Zuschauer in die Hallen geströmt. Ich erhoffe mir durch die Neugliederung noch mehr spannende und spektakuläre Kämpfe."
Nachdem Riegelsberg Heusweiler (Aus in der Vorrunde) und Hüttigweiler (Achtelfinale) schon seit Wochen an ihren neuen Mannschaften feilen, hat beim KSV diese Arbeit gerade begonnen. Mit Oleksander Khotsianivski und Lazlo Szabo haben bereits zwei ausländische Sportler zugesagt, auch Heiki Nabi hat signalisiert, in sein siebtes Jahr beim KSV gehen zu wollen. Doch auch mit den deutschen Athleten und Eigengewächsen beginnen die Gespräche. „Ich will eine konkurrenzfähige Mannschaft zusammenstellen", sagte Thomas Geid, der ebenfalls weitermacht. Doch auch beim deutschen Vize-Meister sind die Zeiten, in denen es Brei regnet, vorbei. „Uns droht der Abstieg ins Mittelmaß", sagte Hilmar Rehlinger, der KSV-Vorsitzende der „Saarbrücker Zeitung", „Ursapharm als größter Sponsor zieht sich zurück, andere machen weniger. Wir führen noch Gespräche. Ich werde kein finanzielles Risiko eingehen."