Erstmals zieht laut einer Studie der Denkfabrik Agora der in Deutschland produzierte Ökostrom mit dem Kohlestrom gleich – beide machen nun jeweils gut ein Drittel der Menge aus, eine gute Nachricht in Sachen Umweltschutz. Parallel ist auch der CO2-Ausstoß überraschend stark gesunken: Fast 32 Prozent weniger Treibhausgas als 1990 wurden im vergangenen Jahr in die Luft geblasen. Erklärtes Ziel ist eine weitere Senkung bis 2020 auf minus 40 Prozent.
Grund zum Jubel ist dies jedoch dennoch nicht, so der Direktor von Agora Energiewende, Patrick Graichen: Der Rückgang im vergangenen Jahr sei nämlich hauptsächlich auf den milden Winter zurückzuführen, in dem weniger geheizt wurde – und auf ein gesunkenes Produktionsniveau bei den energieintensiven Industrien, sowie hohen Preise für Diesel und Benzin. „Der Emissionsrückgang rückt auf den ersten Blick zwar das Klimaschutzziel 2020 in greifbare Nähe, doch schon der nächste durchschnittlich kalte Winter und kleine konjunkturelle Veränderungen werden die positive Entwicklung wieder zunichtemachen", sagte Graichen.
Mehr Klimaschutz sei beim Gebäudeschutz, der Braunkohle und im Verkehr nötig. Zu den beiden letzten Themen – Stichworte Braunkohleausstieg und Verkehrswende – beraten derzeit von der Bundesregierung eingesetzte Kommissionen. Auch ein beschleunigter Ausbau beispielsweise von Solaranlagen sei dringend angeraten, um den geplanten Anstieg von Ökostrom weiter entschieden voranzutreiben.
Ohnehin streiten Fachleute über die Berechnung solcher Daten: Anfang Januar hatte bereits das Fraunhofer-Institut Daten zu Stromerzeugung 2018 veröffentlicht – mit noch etwas höheren Zahlen für die erneuerbaren Energien. Das Institut betrachtete im Gegensatz zu Agora die Netto-Stromerzeugung, die in öffentliche Netze fließt, und rechnet zum Beispiel die industrielle Stromerzeugung für den Eigenverbrauch dabei nicht mit ein. Beide Rechenarten sind gebräuchlich – spannend bleibt daher, mit welchen Daten Regierungsstellen die Erreichung oder Nicht-Erreichung von Klimazielen belegen.