In Kirkel soll ein neuer Brunnen für die kommerzielle Wasserförderung entstehen. Das Vorhaben der MEG-Gruppe trifft vor Ort aber schon vor seinem Beginn auf breite Ablehnung. Axel Leibrock, Gemeinderatsmitglied der Grünen in Kirkel, erklärt die Probleme der Bürger mit dem Projekt.
Herr Leibrock, die Mitteldeutsche Erfrischungsgetränke GmbH & Co. KG, kurz MEG-Gruppe, hat Ende vergangenen Jahres eine Probebohrung für einen neuen Wasserbrunnen im Taubental in Kirkel vorgenommen. Danach gab es viel Kritik, dass die Öffentlichkeit erst sehr spät davon erfahren hat. Wann hatten Sie die Information, dass im Biosphärenreservat gebohrt wird?
Das war im Zusammenhang mit einer Ausschutzsitzung zum Thema Umwelt im vierten Quartal 2020. Der Beigeordnete für Umwelt hat das Thema dort angesprochen. In der darauffolgenden Ortsratssitzung wurde es dann deutlicher, als der Ortsvorsteher Vertreter der MEG-Gruppe eingeladen hat. Diese sollten dann ihr Projekt vorstellen und erklären, was sie konkret im Sinn haben. Die Probebohrung an sich ist uns nicht offiziell mitgeteilt worden, aber es gab natürlich genug Passanten, die sich danach fragend an die Gemeinde gewendet haben. Leider konnten wir zu dem Zeitpunkt keine klare Auskunft geben. Das hat natürlich dazu geführt, dass wir uns auf allen möglichen Wegen darum bemüht haben, schnellstmöglich an Informationen zu kommen.
Also teilen Sie die Kritik an der Informationspolitik des Umweltministeriums?
Ja, unbedingt. Nicht allein von mir wurde bemängelt, dass wir da nicht beteiligt worden sind. Das Land hat uns leider daraufhin zu verstehen gegeben, dass in der jetzigen Phase, in der nur eine Probebohrung auf der Gemarkung des Landes stattfindet, noch keine Beteiligung der Kommunen vorgesehen ist. Von der rechtlichen Seite ist das zwar so, aber es war zumindest vonseiten des Landes taktisch ungeschickt. Man hätte die Bürger und uns aus der Kommunalpolitik mitnehmen und vorab informieren sollen.
Bisher fördert die MEG-Gruppe mit vier Brunnen schon um die 400.000 Kubikmeter Grundwasser in Kirkel. Da stellt sich die Frage, ob ein weiterer Brunnen überhaupt so problematisch wäre, auch wenn er ein zusätzliches Fördervolumen von um die 150.000 Kubikmeter bedeuten würde. Welche Befürchtungen haben Sie da?
Ganz einfach ausgedrückt: Ich vermute, dass für die MEG-Gruppe das Problem besteht, dass im Bereich der vier bestehenden Brunnen nicht mehr genug Wasser vorhanden ist. Zahlen des Landesamtes für Umwelt- und Arbeitsschutz machen auf mich den Eindruck, dass das Dargebot im Mutterbachtal, nördlich von Kirkel, bereits zu über 90 Prozent ausgenutzt wird. Diese Angaben basieren auf der Grundlage von Daten von 1995, also wissen wir auch gar nicht genau, wie sich die Grundwasservorkommen seitdem weiterentwickelt haben.
Sollte das so stimmen, würde das bedeuten, dass die MEG-Gruppe jetzt aktiv nach Alternativen sucht, um am Standort Kirkel bleiben zu können. Ein solcher Ausweichort könnte tatsächlich im Taubental, im nördlichen Bliesgau liegen. Nach den alten Daten sollten sich dort größere Wasserreserven befinden. Es ist denkbar, dass der Konzern langfristig daran denkt, die Brunnen, die sie bisher betreiben, stillzulegen, weil da einfach nichts mehr zu holen ist.
Um etwas gegen die veraltete Datenlage zu unternehmen, haben Sie jetzt auf Gemeindeebene ein eigenes Gutachten in Auftrag gegeben. Wie ist da der aktuelle Stand?
Das Gutachten der Grundwasser- und Geoforschung GmbH von Prof. Dr. Jürgen Wagner, dass wir in Auftrag gegeben haben, ist unterwegs, liegt aber noch nicht fertig vor. Als besorgter Bürger und Ratsmitglied in Kirkel stehe ich in dieser Angelegenheit ebenfalls mit dem Leiter der Gemeindewerke Kirkel, Marcel Dubois, in Kontakt. Über das Gutachten möchten wir in Kirkel endlich Klarheit bekommen, was inzwischen mit unserem Grundwasser passiert ist und wo wir genau stehen. Bis zur Vorlage der Ergebnisse wird es aber noch ein paar Monate dauern.
Welche Probleme sehen Sie neben der eigentlichen Wasserförderung im Taubental noch?
Sollte am gewünschten Ort im Taubental Grundwasser gefördert werden, stellt sich die Frage, wie das Wasser nachher zum Betriebsgelände der MEG in Kirkel kommt. Der von dem Unternehmen bevorzugte und schnellste Weg wäre eine Leitung, die durch die Kernzone der Biosphäre geht, die eigentlich unantastbar ist. Sollte das weiter so geplant werden, kann man das Vorhaben meiner Meinung nach nicht genehmigen. Aber in dem Punkt gibt es Alternativen, auch wenn diese für den Konzern deutlich kostspieliger wären, zum Beispiel eine Leitung an der A8 und der A6 entlangzuführen.
In Rohrbach hat sich jetzt eine Bürgerinitiative gegen die Bauvorhaben gegründet, der Sie auch angehören. Was ist Ihr Ziel und was haben Sie schon gemacht?
Genau. Nach Bekanntwerden der Pläne der MEG-Gruppe hat sich in Rohrbach die Bürgerinitiative Grundwasserschutz Saar gegründet. Unsere Forderung ist klar: Wasser aus dem Taubental soll als langfristige strategische Reserve für die Trinkwasserversorgung der saarländischen Bevölkerung unangetastet bleiben. Und die Privatisierung von Wasser, wie sie durch die Mitteldeutsche Erfrischungsgetränke GmbH & Co. KG betrieben wird, lehnen wir grundsätzlich ab. Am 8. April haben wir unsere Onlinepetition mit genau diesen Forderungen eingereicht. Insgesamt haben uns dabei 1.381 Bürger im Netz unterstützt. Wir waren überrascht, wie viel Zuspruch wir für unsere Initiative bekommen haben und wie viele Menschen uns gesagt haben, dass wir dabeibleiben sollen. In Kirkel findet sich bestimmt niemand mehr, der Sympathie für das Vorhaben der MEG-Gruppe hat. Sollte es also wirklich zu einer Brunnenbohrung kommen, gehe ich davon aus, dass der Protest dagegen massiv anziehen würde.
Abgesehen von der Petition sind wir noch nicht weiter aktiv geworden. Wir warten jetzt zunächst eine Reaktion aus dem Umweltministerium dazu ab.
Das Grundwasser im Raum Kirkel ist nicht nur vor Ort relevant, sondern versorgt große Teile des Saarlandes mit Trinkwasser, auch die Landeshauptstadt. Dort oder in St. Ingbert spricht man sich mittlerweile auch gegen die weitere Wasserförderung in Kirkel aus. Bestärkt Sie das?
Selbstverständlich. Also, es ist ganz einfach zu erklären, dass andere Kommunen sich auch gegen das Fördervorhaben stellen und unsere Position unterstützen. Wir von den Grünen haben uns kreisübergreifend koordiniert und die Anträge, die jetzt beispielsweise in Saarbrücken oder St. Ingbert abgestimmt wurden, eingebracht. Insofern hat mich das nicht überrascht. Es freut mich natürlich, dass wir diese Unterstützung erhalten und uns dadurch gestärkt weiter für unsere Position zur Grundwasserförderung in Kirkel einsetzen können.