Seit Wochen ist nur von einem die Rede: Energie sparen. Kleine Maßnahmen in den eigenen vier Wänden können im Zusammenspiel eine Wirkung zeigen. Verbraucherzentralen und Energieberatungsstellen wissen, wo man am besten anfängt.
Wer dieser Tage in einen Baumarkt geht, um Blumentöpfe aus Ton zu kaufen, könnte vor halbleeren Regalen stehen. In den Sozialen Medien machen gerade Bauanleitungen für einen „Teelichtofen" die Runde. Vor dessen Benutzung wird aber nicht nur von der Feuerwehr dringend abgeraten. Sie können Brände auslösen und sind auch für Kleinkinder und Haustiere gefährlich, weil sich die Tontöpfe erhitzen. Zudem ist der Heizwert gering und die Ersparnis an Kosten auch. Dann lieber Tipps von Experten holen, wie sich die Kosten für Gas und Strom senken lassen.
Die liefert beispielsweise die Verbraucherzentrale. Zuerst sollte der aktuelle Stromverbrauch ermittelt werden. Das geht mit einem Strommessgerät, das man im Baumarkt oder Elektrofachgeschäft kaufen oder im „Gasag"-Kundenzentrum, bei Verbraucherzentralen, Klimaschutz- oder Energieberatungsstellen kostenlos ausleihen kann. Mit dem Stromspiegel, den es auf der Webseite der Verbraucherzentrale zum Download gibt, kann man den eigenen Verbrauch ermitteln. Wer im roten Bereich ist, sollte die Stromfresser im Haushalt herausfinden. Dazu kann man sich Tipps aus dem Internet holen oder kostenlos bei der Verbraucherzentrale beraten lassen. Auf deren Webseite findet sich eine Übersicht über die Beratungsstellen in Deutschland.
Online-Beratung oder Häuser-Check vor Ort
Eine weitere Möglichkeit ist die ebenfalls kostenlose Online-Kurzberatung. Themen sind da beispielsweise Energiesparen im Haushalt, Ursachen für hohe Strom- und Heizkosten, Wärmedämmung, der Einsatz regenerativer Energien sowie Fördermittel. Auch für das Heizen gibt es nützliche Hinweise. Immerhin werden mehr als zwei Drittel des Energieverbrauchs für Wärme und Warmwasser verwendet. In Mietwohnungen können bis zu 20 Prozent Heizenergie eingespart werden, wenn die Leitungen umweltfreundlich gedämmt und die Heizungen optimal eingestellt sind, zum Beispiel mit einem Thermostatventil, und alle Heizkörper gleichmäßig Wärme abgeben. Im Schlafzimmer sind 18 Grad, in Wohnräumen etwa 21 Grad ausreichend. Jedes Grad weniger spart etwa sechs Prozent Heizenergie. Auch wenn es nicht angenehm ist: Das Lüften nicht vergessen, aber richtig. Stoßlüften ist besser als Kipplüften, und besonders effektiv ist das Querlüften mit gegenüberliegenden Fenstern. Fünf Minuten sind ausreichend. Gerade in Altbauten sind Fenster neuralgische Punkte für Wärmeverlust. Bei Holzfenstern eignen sich Schaumstoffdichtungen zum Einkleben oder Acrylmasse. Wohnungstüren lassen sich mit Dichtschienen nachrüsten, dazu kann man sich im Baumarkt beraten lassen. Auch ein kreativ selbst gestalteter Zugluftstopper ist hilfreich. Bei Kunststofffenstern sind Gummidichtungen effektiv. Hilfreich sind auch außenliegende Rollläden, Jalousien oder Rollos, denn sie verringern den Wärmeverlust.
Mehr als die Hälfte der Stromkosten wird in der Küche verbraucht. Die Berliner Energieagentur weiß, wo es sich lohnt, zu sparen: Wasserkocher statt Elektroherd, Deckel auf den Topf, Töpfe immer passend auf die jeweilige Herdplatte stellen, die Umluftfunktion im Backofen nutzen, Eco-Programm an der Spülmaschine einstellen, Kühl- und Gefriergeräte regelmäßig abtauen und sie nur kurz öffnen. Die Anschaffung eines Schnellkochtopfes rentiert sich mit bis zu 50 Prozent Energieeinsparung ebenfalls. Und ja, auch ein voller Kühlschrank spart Strom, weil die Gegenstände im Inneren wirken wie Kühlakkus und so weniger Energie aufgewendet werden muss.
Alles, was nicht durchgehend Strom braucht, sollte an abschaltbare Steckdosenleisten angeschlossen werden. Wer Glüh- und Halogenlampen durch LEDs ersetzt, reduziert den Verbrauch um bis zu 80 Prozent. Es empfiehlt sich, vor dem Kauf zu prüfen, wo sie eingesetzt werden, damit sie den richtigen Lumenwert, also die passende Helligkeit, haben. Wer möchte, kann sich auf Veranstaltungen vor Ort informieren, die von der Verbraucherzentrale angeboten werden. Oder online an Webinaren teilnehmen, wo es ums Energiesparen geht, um die Optimierung von Heizung und Warmwasser oder wie man Solarstrom nutzen kann. Weitergehende Beratungen oder ein Gebäudecheck sind kostenpflichtig.
Noch bis Ende des Jahres gibt es in 19 Quartieren für Eigenheimbesitzer eine kostenlose und anbieterunabhängige Energieberatung – das Projekt „Zu-Haus in Berlin". Dazu zählen auch der Eignungs-Check Heizung oder eine Fotovoltaik-Beratung. Für Haushalte mit geringem Einkommen, niedriger Rente oder Hartz IV bietet die Caritas im Rahmen des Projektes „Stromspar-Check" an neun Berliner Standorten kostenlose Energieberatungen an. Das Projekt läuft in Kooperation mit dem Bundesverband der Energie- und Klimaschutzagenturen Deutschlands und den Jobcentern. Von dort werden Langzeitarbeitslose geschickt, die sich zum Stromsparhelfer ausbilden lassen können. „Seit 2009 gibt es das Projekt, und es ist immer schon rege genutzt worden", erklärt der Stromchecker Sven Schoß. „Aber jetzt merkt man, dass es den Leuten schlechter geht. Seit ein paar Monaten gehen die Anfragen durch die Decke." Einen Kurzcheck gibt es am Telefon oder online per live-Chat mit Tipps zum Energieverbrauch oder wie man einen Zuschuss zum Kauf eines energieeffizienten Kühlschranks erhält. Der große Check findet dann zu Hause statt mit einem anschließenden Haushaltsbericht. „Da steht drin, was geprüft wurde, die Hinweise und eine Prognose, was eingespart werden kann. Bei einigen Familien machen wir nach einem Jahr ein Monitoring – unsere Prognosen stimmen zu 95 Prozent", so der 59-Jährige. Bei den Beratungen wird auch kostenlose Energie- und Wasserspar-Technik ausgegeben wie LED-Lampen, schaltbare Steckdosenleisten, Kühlschrank- und Raumthermometer oder wassersparende Duschköpfe. Es lohnt sich auch, in den TV-Mediatheken zu stöbern, viele Sender bieten Videos zum Energiesparen.
Für Haushalte mit geringem Einkommen, niedriger Rente oder Hartz IV bieten die Caritas und die Diakonie Saar einen kostenlosen „Stromspar-Check" an. Das Projekt ist eine Kooperation des Deutschen Caritasverbandes mit dem Bundesverband der Energie- und Klimaschutzagenturen Deutschlands und den Jobcentern. Von dort werden Langzeitarbeitslose geschickt, die sich zum Stromsparhelfer ausbilden lassen können. Stromspartipps gibt es telefonisch oder auf deren Webseite. So können auch Termine für eine Onlineberatung vereinbart werden. Sprechstunden vor Ort sind an den Standorten Neunkirchen und Saarlouis nach telefonischer Anmeldung möglich. Wer möchte, kann in den eigenen vier Wänden den Stromverbrauch von einem Stromsparhelfer überprüfen lassen, inklusive Hinweise zur Senkung eines hohen Verbrauchs. Beim zweiten Besuch bringt er gratis Sparartikel wie LED-Lampen oder Wasserspar-Duschköpfe mit und baut sie ein. Es lohnt sich auch, in den TV-Mediatheken zu stöbern, viele Sender bieten Videos zum Energiesparen.
Keine Angst vor Horror-Rechnungen
Der Stromsparhelfer rechnet vor: „Die Einsparungen allein durch die Strom-Soforthilfen betragen seit 2009 mehr als elf Millionen Euro, die Kommunen wurden mit 1,8 Millionen entlastet, der Bund mit 2,5 Millionen. Wir haben 250.000 Energiesparlampen, 40.000 Steckerleisten und 15.000 Wasserspar-Duschköpfe ausgegeben, dazu noch Türbesen, Dichtbänder, Thermometer. Und wir haben in Berlin 55.000 Tonnen CO2 eingespart. Der Stromspar-Check ist also auch gut für das Klima."
Was aber tun, wenn trotz aller Sparmaßnahmen eine hohe Heizkostenabrechnung ins Haus flattert? Erst mal Ruhe bewahren und genau lesen. Ein Drittel von über 1.000 überprüften Heizkostenabrechnungen ist fehlerhaft, zeigte eine Untersuchung des Magazins „Marktwächter Energie". Die Verbraucherzentralen raten, die aktuelle Rechnung mit älteren zu vergleichen, ob bei gleicher Nutzung höhere Kosten entstanden sind, ob der Abrechnungszeitraum korrekt ist und die geleisteten Vorauszahlungen berücksichtigt wurden. In den Beratungsstellen der Verbraucherzentrale und anderen Organisationen wie dem Deutschen Mieterbund kann man seine Abrechnung überprüfen lassen und eventuell Widerspruch innerhalb von zwölf Monaten einlegen. Dafür werden Musterbriefe bereitgestellt. Dort gibt es auch Informationen, was zu tun ist, wenn der Strom- oder Gasanbieter die Preise erhöht oder eine Abschaltung droht. Wenn der bisherige Strom- oder Gasanbieter nicht mehr liefern kann, teilt der Netzbetreiber dies dem örtlichen Grundversorger mit, der übernimmt dann die Ersatzversorgung. In Berlin sind das Vattenfall für Strom und die Gasag AG für Gas.
Wenn die Rechnungen überhandnehmen, wird auch eine Schuldnerberatung angeboten, und es gibt einen Gutschein für eine Beratung bei der Verbraucherzentrale. „Wir können die Welt nicht retten, sondern nur an kleinen Stellschrauben drehen, aber manche haben eben auch eine große Wirkung", so Schoß.