Daniela Schlegel-Friedrich (CDU), seit 2004 Landrätin im Kreis Merzig-Wadern, tritt für eine dritte Amtszeit an. Stefan Krutten will den Landkreis für die SPD erobern. Die Kandidaten zu ihren Plänen und Konzepten.
Frau Schlegel-Friedrich, welche Themen sehen Sie für die Bürgerinnen und Bürger des Landkreises in der nächsten Legislaturperiode im Fokus?
Schlegel-Friedrich: Mein zentrales Ziel wird es weiter sein, den Landkreis jung und innovativ zu halten. Wir müssen so attraktiv sein, dass junge Menschen bei uns bleiben und zu uns kommen. Denn nur so findet die Wirtschaft die Fachkräfte, die sie dringend braucht. Wir brauchen in allen Städten und Gemeinden gute Versorgungsstrukturen, gut ausgestattete Schulen, eine qualitativ gute Ganztagsbetreuung, rechtzeitige Unterstützungsangebote für die Familien, eine performante Breitbandinfrastruktur, ausreichende Mobilität und ein insgesamt gutes Wohn- und Arbeitsumfeld. Man muss sich bei uns wohlfühlen. Wenn uns das gelingt, wird es auch für die älteren Menschen viel besser möglich sein, den Lebensabend in der Nähe ihrer Familien zu Hause zu verbringen. Eine gute Verkehrsinfrastruktur wird ebenfalls wichtig bleiben. Die Menschen im Kreis wollen die Nordsaarlandstraße und deshalb wird auch sie in meinem Fokus bleiben.
Herr Krutten, was wollen Sie in Zukunft umsetzen?
Krutten: Für mich stehen die Themen Bildung und Betreuung, Wirtschaft, Tourismus, ÖPNV, Senioren und Ehrenamt im Fokus. Besonders wichtig ist beim Thema Bildung die Randzeitenbetreuung, die zumindest in jeder Stadt oder Gemeinde angeboten werden sollte. Wir brauchen außerdem gebundene Ganztagsschulen. In Saarlouis gibt es vier, in Saarbrücken geht die vierte an den Start und in allen Schulen steigen die Schülerzahlen. Definitiv wichtig ist das Thema Berufsorientierung. Unsere Betriebe haben Probleme, Auszubildende oder Facharbeiter zu finden. Wir haben eine relativ hohe Studierneigung, aber 40 Prozent Studienabbrecher. Deshalb muss das Thema an alle Schulformen. Da brauchen wir ein gutes Konzept.
Weshalb sollten die Bürger Sie an die Spitze des Landkreises wählen?
Krutten: Die Bürger sollen mich an die Spitze des Landkreises wählen, weil ich beruflich, politisch und persönlich auf einen sehr großen Erfahrungsschatz zurückgreifen kann und es mir sehr wichtig ist, immer nah bei den Menschen zu sein, um mir ihre Sorgen und Nöte anzuhören. Dabei liegen mir als aktivem Gewerkschafter die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, aber auch unsere Betriebe, besonders am Herzen.
Schlegel-Friedrich: Gerade hat ein vom Innenministerium beauftragtes Gutachten der Kreisverwaltung bestätigt, dass sie sehr gut arbeitet. Wir geben weniger Geld aus als andere und haben in vielen Bereichen bessere Ergebnisse. Ich denke, ich habe meinen Anteil daran. Ich mag meine Arbeit, sehe immer noch Verbesserungspotenzial, habe noch viele Ideen und brenne darauf, weiter für die Menschen im Kreis zu arbeiten.
Krutten: Ob Frau Schlegel-Friedrich eine gute Arbeit gemacht hat, muss der Wähler entscheiden. Genauso muss der Wähler entscheiden, ob meine Vorschläge oder Ideen besser sind. Für entsprechende Fragen oder Anregungen stehe ich dem Wähler bei zahlreichen Veranstaltungen oder Hausbesuchen gerne Rede und Antwort.
Frau Schlegel-Friedrich, welches Ihrer Projekte sehen Sie in ihrer Amtszeit als Ihr erfolgreichstes an?
Schlegel-Friedrich: Das sind unsere Schulen, denn sie gehören technisch und baulich landesweit zu den besten. Sie waren und sind unter meiner Führung der absolute Investitionsschwerpunkt im Landkreis. Das Schengen-Lyzeum ist sicher das herausragendste Beispiel. Auch die Umstellung der Jugendhilfe auf die Sozialraumorientierung und die Etablierung von Familienzentren in allen Städten und Gemeinden war eine weitreichende und erfolgreiche Entscheidung.
Herr Krutten, auch Sie sehen die Bildung als wichtigen Punkt. Wie wollen Sie die Schulen im Kreis Merzig-Wadern noch weiterentwickeln?
Krutten: Da für mich das Thema „Gleiche Bildungschancen für alle" ein sehr wichtiges Thema ist, brauchen wir im Kreis Merzig-Wadern ein deutlich besseres Angebot an gebundenen Ganztagsschulen. Ein weiteres sehr wichtiges Thema ist für mich die Berufsorientierung. Auf der einen Seite wird es immer schwieriger, gute Auszubildende oder Facharbeiter zu finden. Auf der anderen Seite haben wir eine sehr große Anzahl an Studienabbrechern. Hier brauchen wir ein gutes Konzept. Auch bei der Digitalisierung hapert es noch an vielen Stellen, da oftmals schon das schnelle Internet leider nicht bis in unsere Schulen geht. Es gibt also durchaus noch einiges zu tun und zu verbessern.
Stichwort ÖPNV: Immer wieder beschweren sich Bürger über eine unzureichende Verkehrsanbindung der umliegenden Gemeinden an Merzig. Wie wollen Sie das ändern, gerade im Hinblick auf den demografischen Wandel im ländlichen Raum?
Schlegel-Friedrich: Wir haben gerade einen neuen Nahverkehrsplan verabschiedet, der diese Fragestellungen aufgreift. Es wird neue Verbindungen geben und es werden neben dem klassischen Linienverkehr neue Mobilitätsformen ausprobiert.
Krutten: Der ÖPNV ist in unserem Kreis, außer zu den Zeiten, zu denen Schüler transportiert werden, fast nicht existent. Deshalb muss er gerade bei uns im ländlichen Raum deutlich attraktiver werden, damit auch unsere Senioren im Alter in ihrer gewohnten Umgebung bleiben können, aber dennoch mobil genug sind, um Geschäfte, Ärzte oder auch andere Veranstaltungen gut zu erreichen.
Kürzlich verlangte die AfD eine Abschaffung der Landkreise und des Regionalverbandes. Warum ist es aus Ihrer Sicht wichtig, dass wir die bisherige Struktur im Saarland beibehalten?
Schlegel-Friedrich: Die Landkreise arbeiten gut und effizient. Auch das hat ein Gutachten gerade bestätigt. Es gibt kein Einsparpotenzial, das durch größere Verwaltungseinheiten gehoben werden könnte. Als Sozial- und Schulverwaltung brauchen wir die Nähe vor Ort. Es gibt in Deutschland kein besseres Modell. Überall dort, wo man die Landkreise zu größeren Einheiten zusammengelegt hat, sind die Ergebnisse qualitativ und finanziell negativ.
Krutten: Alle Struktur- oder Gebietsreformen, die bisher durchgeführt wurden, haben definitiv keine Verbesserungen gebracht. Man muss sicherlich an der ein oder anderen Stelle darüber nachdenken, ob bestimmte Aufgaben gebündelt werden können, um mehr Effizienz zu erreichen. Wir brauchen aber auf alle Fälle auch Verwaltungen, die nah bei unseren Bürgerinnen und Bürgern sind.
Welche besonderen Aufgaben sehen Sie im Landkreis Merzig-Wadern in den kommenden zehn Jahren?
Schlegel-Friedrich: Wir müssen uns als Landkreis in das Thema Fachkräftesicherung einbringen, wir müssen unsere Versorgungsinfrastrukturen erhalten und die Wohnqualität weiter steigern. Wir müssen die Jugendhilfe weiter konsequent so ausbauen, dass wir rechtzeitig da sind, wenn Hilfe nötig wird. Der Landkreis als Sozialverwaltung muss schwächeren oder in Krisen geratene Bevölkerungsgruppen schnell und respektvoll helfen. Auch wird uns das Thema „Digitalisierung der Verwaltung" intensiv beschäftigen. Wir selbst müssen ein attraktiver Arbeitgeber bleiben, damit wir mit gutem Fachpersonal alle Aufgaben professionell erfüllen können.
Krutten: Die Themen, die ich zu Beginn schon mal aufgezählt habe, sind für mich die wichtigsten Bereiche und hier habe ich zu den einzelnen Bereichen auch konkrete Vorstellungen, was zeitnah geändert oder umgesetzt werden sollte. Wir brauchen auch einen besseren Mix, was die Industrieansiedlungen betrifft. Es ist deshalb wichtig, gute Gewerbegebiete anzusiedeln.
Der Landkreis liegt im Dreiländereck. Wie sehen Sie die Frankreichstrategie auf regionaler Ebene umgesetzt?
Schlegel-Friedrich: Wir haben viele Kindertageseinrichtungen mit französischen Erzieherinnen. Der Handel stellt sich stärker als noch vor einigen Jahren auf französische Kunden ein. Es ist ein Weg der kleinen Schritte. Insgesamt ist unser Landkreis stärker nach Luxemburg als nach Frankreich ausgerichtet.
Krutten: Abgesehen davon ist mir, was die Frankreichstrategie betrifft, zumindest nicht bekannt, dass hier auf Kreisebene mal etwas umgesetzt wurde.