Hitzesommer und Trockenheit hinterlassen ihre Spuren. Sie geben der Sorge um die Ressource Wasser neue Nahrung. Industrielle und wirtschaftliche Nutzungen werden hinterfragt. Das Umweltministerium arbeitet an einem „Masterplan Wasser".
August 2020: Saarländische Gemeinden stellen teilweise die Bewässerung öffentlicher Grünflächen ein. Haus- und Gartenbesitzer sind aufgerufen, sparsam mit dem kostbaren Nass umzugehen. Es ist der dritte heiße Sommer in Folge, der die Natur unter Stress setzt. Für viele ein klares Indiz, dass der Klimawandel in unseren Breiten angekommen ist. Beleg dafür können auch die gegenteiligen Phasen mit einem zerstörerischen Überschuss an Wasser sein. Überschwemmungen und Sturzfluten treten plötzlich und immer heftiger auf. Wasser, das sonst wie selbstverständlich aus dem Kran fließt, ist auch hierzulande zu einem Thema mit neuer Aufmerksamkeit geworden.
In den letzten drei Jahren mit immer neuen Hitzerekorden wurde der Appell zum sparsamen Umgang zwar eindringlicher, von einem echten Notstand war bei der Situation im Saarland aber noch keine Rede, ganz im Gegensatz zu anderen Regionen der Republik, erst Recht zu anderen europäischen Ländern. Für ganz Deutschland erklärte Umweltministerin Svenja Schulze im vergangenen Oktober nach dem dritten Hitzesommer: „Unser Land ist zum Glück noch weit von einem Wassernotstand entfernt." Im Saarland sollen die heißen Sommer keinen signifikanten Einfluss auf die Grundwasservorräte gehabt haben. Trotzdem gibt es Anlass zur Besorgnis.
Landwirte erleben es zuerst in den Staubwolken auf den Feldern, Forstwirte lesen es am Zustand der Wälder ab. Vor Kurzem gab es gar die Klage aus der Bauwirtschaft über explodierende Holzpreise. Trockenheit, Schädlingsbefall und schlechte Holzernten machen den Rohstoff knapp, hieß es zur Begründung. Der Grundwasserspiegel ist in vielen Regionen deutlich gesunken und selbst durch die winterlichen Regenphasen nicht wieder ganz aufgefüllt. Das Saarland steht im Vergleich noch relativ gut da, heißt es im Umweltministerium.
Der Bedarf wird zu 100 Prozent aus Grundwasser gewonnen. 400 Millionen Kubikmeter bilden sich im Schnitt jährlich neu, rund 140 Millionen davon sind nutzbar, etwa die Hälfte davon wird als Trinkwasser gebraucht. Zahlen, die zunächst nicht danach aussehen, als müsse man sich im Land besondere Sorgen machen.
Trotzdem gibt es aktuell an verschiedenen Stellen und vor unterschiedlichem Hintergrund heftige Debatten um die Wassernutzung und damit die Frage, wie wir mit der Ressource und dem Lebenselixier Wasser umgehen wollen.
Großprojekte stoßen auf kritische Fragen
Die Diskussion rund um Grubenwasser ist ein ständiger Begleiter der Nach-Bergbau-Ära. Angefangen von der Frage der Belastung des Wassers, das derzeit noch abgepumpt wird, bis hin zur nach wie vor offenen Frage der vollständigen Flutung und deren mögliche Auswirkungen auf das Grundwasser.
Relativ neu ist die Diskussion um eine Erweiterung der Mineralwasserförderung in Kirkel, was durchaus nicht nur eine lokale Frage ist. Die Räte der beiden größten saarländischen Städte, Saarbrücken und Neunkirchen, haben sich mit Resolutionen dazu befasst – mit unterschiedlichen Ergebnissen.
In Überherrn und im Warndt ruft ein Projekt ganz anderer Dimension Kritiker auf den Plan: Die geplante Ansiedlung von SVolt. Auch hier ist das Thema Wasser in den Mittelpunkt gerückt. Dazu beigetragen hat sicherlich, dass unterschiedliche Angaben zum erwarteten Wasserverbrauch in der geplanten Batteriefabrik Irritationen und Verunsicherungen hervorgerufen haben.
Neben den aktuellen Diskussionsfeldern geht es auch um grundlegende Fragen, wie die schon erwähnten Auswirkungen des Klimawandels, aber auch die Herausforderungen der demografischen Entwicklung und darum, dass auch für künftige Generationen das Trinkwasser gewährleistet ist. Umweltminister Jost (SPD) hat dazu einen umfassenden „Masterplan Wasser" in Arbeit, dessen Fertigstellung nach Ministeriumsangaben für Anfang 2023 in Aussicht steht.
Derzeit kann sich das Trinkwasser rühmen, das wohl am besten kontrollierte Lebensmittel zu sein. Dass das alles keine Selbstverständlichkeit ist, soll uns der alljährliche „Tag des Wassers" in Erinnerung rufen. Der wurde 1993 von den Vereinten Nationen in Folge der UN-Klimakonferenz von Rio de Janeiro ins Leben gerufen und steht jedes Jahr unter einem anderen Motto. In diesem Jahr heißt es ebenso schlicht wie anspruchsvoll und herausfordernd: „Valuing Water" – „Wasser schützen".