Die Brille bleibt in Erinnerung. Das rechteckige, übergroße Horngestell, fast schon eine Parodie auf das DDR-Design. Zusammen mit dem fransigen Haar von Alexander Scheer, der „Gundi" spielt, prägt es sich ein.
Gundermann erzählt die Geschichte eines Baggerfahrers in der Lausitz, Ende der 80er-Jahre, der schreibt. Gerhard Gundermann, so sein vollständiger Name, ist Poet, Clown, aber auch Idealist. Und ein Spitzel, der bespitzelt wird, was in der DDR wohl gar nicht so selten vorkam. Gundi starb schon 1998, mit 43 Jahren. Doch bis dahin war er hochproduktiv, wenn er gerade nicht auf seinem riesigen Bagger 1417 saß. Der schräge Baggerfahrer fuhr mit dem Klapprad zur Frühschicht, zur Spätschicht und zur Nachtschicht. In der restlichen Zeit arbeitete er wie besessen an seiner musikalischen Karriere. Den Vollzeitmusiker lehnt er ab, da er sich nicht von der Musikindustrie vereinnahmen lassen will.
Gundi war ein umstrittener Charakter: aus der SED und aus der Stasi wurde er Ende der 80er-Jahre ausgeschlossen, wegen „prinzipieller Eigenwilligkeit". Nach dem Mauerfall tourte er durch kleine Musikclubs in Ostdeutschland, Studentenclubs, auch auf dem Tagebau gab er Konzerte. Und er spielte im Vorprogramm von Joan Baez und Bob Dylan.
Für den Film hat Alexander Scheer 18 Songs neu eingesungen. Gundermanns poetische Kraft findet hier zur vollen Entfaltung. Regisseur Andreas Dresen hat mehr als zehn Jahre an dem Film gearbeitet. „Gundermann hat die DDR beim Wort genommen", sagt Dresen, „und das ist eine Tragödie, an der in der DDR viele Menschen zerbrochen sind. Jene, die sie beim Wort genommen haben, sind zu Außenseitern, teilweise zu Verfolgten geworden." Für Dresen war Gundermann ein ganz spezieller Musiker. „Gundermann war nicht irgendein Sänger, sondern ein Künstler mit einer sehr besonderen sozialen Verantwortung." Emotionaler Höhepunkt im Film: Gundis öffentliches Outing als Stasi-Spitzel auf der Konzertbühne. Jüngst gewann der Film den Deutschen Filmpreis in gleich sechs Kategorien.