Schon als „kläner Stoppe“ saß Silas Margardt erstmals in einem Kart. Inzwischen ist er in seiner Altersklasse das Nonplusultra in Deutschland. Für eine Motorsport-Karriere fehlt derzeit das nötige Kleingeld.
Silas Margardt ist zwölf Jahre alt und hat in seiner Sportart in Deutschland schon alles gewonnen, was es in seiner Altersklasse zu gewinnen gibt. Der Motorsportler heizt für seinen Verein der Motorsportfreunde (VDM) Bischmisheim im Kart-Slalom im Höchsttempo durch diverse Hütchen-„Parcours- aufgaben“, wie es in der Fachsprache heißt. 2023 wurde er sowohl Saarland- als auch Deutscher Meister seiner Altersklasse und er hat das ADAC-Bundesfinale gewonnen. 2019 ist es ihm als erstem Saarländer überhaupt gelungen, alle möglichen Titel, also auch die Südwestdeutsche Meisterschaft zu gewinnen. Mehr geht nicht. 2023 hatte er diesen Lauf krankheitsbedingt verpasst.
„Mit knapp drei Jahren saß Silas zum ersten Mal in einem Kart. Davon gibt es Videos und Bilder – sonst würde es uns wohl niemand glauben“, betont sein Vater und Trainer Mike Margardt und merkt an: „Er hat damit früher in einem Kart gesessen als ein Michael Schumacher oder ein Sebastian Vettel. Sicher hat das auch zu seinen bisherigen Erfolgen beigetragen.“ Mike Margardt weiß, wovon er spricht. Auch er selbst war, wie er sagt, „schon als kläner Stoppe“ im Kart-Slalom und im etwas professionelleren Rundstreckensport unterwegs. Seit 2006 ist der gebürtige Saarbrücker als Trainer und Jugendleiter des VDM Bischmisheim tätig und hat den Verein und vor allem die Jugendabteilung seither wieder neu belebt. „Es macht mir immer noch sehr viel Spaß, weil es einfach ein toller Sport ist, für den leider zu wenig Werbung gemacht wird“, findet der 42-Jährige, der auch bei seinem Sohn die Leidenschaft für den Motorsport entfachen konnte.
Zu Hause auf dem Siegerpodest
„Ich habe den Kart-Sport über meinen Papa kennengelernt. Ich habe schon sehr früh damit angefangen und mir hat es auch von Anfang an sehr großen Spaß gemacht“, berichtet Silas, der mit Papa und Mama Sarah (38) in St. Ingbert wohnt. Die für ihn faszinierendsten Aspekte sind die Technik und die Geschwindigkeit: „Man muss schnell sein und trotzdem auf die Genauigkeit achten und darauf, die Aufgaben richtig zu treffen“, sagt er. Sprich: den Parcours so schnell es geht und möglichst ohne Berührungen zu durchfahren. „Ich will auf jeden Fall erst einmal weiter im Kart-Slalom unterwegs sein“, stellt Silas klar. „Der Verein stellt die Karts, mit denen man trainiert. Die Meisterschaften werden dann auf den Karts des ADAC ausgetragen“, erklärt Vater Mike und ergänzt: „Das ist für uns noch finanzierbar.“
Anders sieht das bei der Alternative aus, dem Kart-Rundstreckensport. Dabei geht es nicht in erster Linie gegen die Uhr, sondern wird in der direkten Konfrontation mit anderen Fahrern als klassisches Rennen ausgetragen. „Als wir merkten, dass Silas recht schnell unterwegs ist, hatten wir uns die Ausrüstung für die Rennstrecke angeschafft und es wurden auch schon einige Trainingseinheiten absolviert, aber leider kam die Corona-Pandemie dazwischen, die vieles kaputtgemacht hat und auch unsere Pläne umgeworfen hat“, berichtet Mike Margardt und ergänzt: „Silas hat der Slalomsport so gut gefallen und es ist ja auch einfach ein schöner Sport, sodass wir wieder hierhin zurückgekehrt sind und uns vorerst weiter darauf konzentrieren.“ Auf Rundstrecken fahren sie hin und wieder, beispielsweise auf der von Michael Schumacher in Kerpen. „Aus Spaß an der Freud“, sagt Margardt sen. Um wettbewerbsfähig an entsprechenden Serien teilnehmen zu können, bräuchte es eine hochwertige Ausrüstung – inklusive Fahrzeug.
„Das wäre uns nur möglich, wenn wir einen Sponsor finden würden. Dafür braucht man pro Jahr einen fünfstelligen Betrag. Den als Arbeiterfamilie aufzubringen, ist schon sehr schwierig“, sagt Margardt und meint: „Wenn wir die Mittel dazu hätten, würde Silas dort sicherlich genauso erfolgreich sein wie im Slalomsport. Aber eben nur mit dem Topmaterial, das auch die anderen nutzen können – und das ist teuer.“ Das sportliche Talent allein reicht im Motorsport zum Weiterkommen allerdings nicht aus, manche Hochveranlagte bleiben ohne das nötige Kleingeld im Wortsinn auf der (Slalom-)Strecke.
Trotzdem ist der Aufwand, erfolgreichen Kart-Slalomsport zu betreiben, recht hoch und geht über die zwei Trainingseinheiten pro Woche und die Wettkampf-Wochenenden hinaus. Vor allem für einen Schüler. Silas Margardt besucht das Albertus-Magnus-Gymnasium, das ihn mit jedem neuen Schuljahr mehr fordert. Im Moment steckt der junge Mann den neuen Stoff mit einem Notendurchschnitt von 1,5 derzeit noch sehr gut weg und ist in der Schule so gut wie in seinem Sport. „Es ist schon etwas schwierig, immer neue Dinge dazuzulernen, aber es macht mir Spaß“, sagt Silas dazu.
Schule steht an erster Stelle
„Die Schule steht natürlich an erster Stelle. Wenn es dort läuft, versuchen wir ihm alles weitere zu ermöglichen“, lobt Papa Mike seinen ehrgeizigen Sohn und betont: „Was er macht, will er richtig machen. Er will bei allem, was er macht, der Beste sein und das macht uns tierisch stolz.“ Auch deshalb spielt Silas zusätzlich zum Kartsport seit einem Jahr im Verein Fußball. „Da kann ich mich fit halten und auspowern. Das ist ein super Ausgleich“, berichtet Silas, der in der D-Jugend der SG Hassel kickt. Der Fokus liegt aber ganz klar auf dem Motorsport – vor allem in der Sommerzeit.
Silas Margardt ist nicht nur ehrgeizig, fleißig und zielstrebig. „Er war schon früh erwachsen“, beschreibt der stolze Vater, „Auch sind ihm Freunde sehr wichtig. Er trifft sich gerne mit seinen Jungs auf einen Burger in der Stadt oder verabredet sich mit ihnen zum Zocken am Computer. Durch seine schulischen Leistungen konnten wir ihn immer an der langen Leine lassen.“ In welchen Beruf ihn diese lange Leine einmal führen wird? „Ich habe mir schon viele Gedanken darüber gemacht, aber ich habe noch keinen konkreten Plan“, gibt der Zwölfjährige zu. Nur eines ist klar: Ergibt sich auch nur die kleinste Chance auf eine professionelle Karriere im Motorsport, wird er sie ergreifen: „Das kann ich mir auf jeden Fall vorstellen“, antwortet er prompt auf Nachfrage: „Werksfahrer zu sein wäre schon ein großer Traum.“