Die Badminton-Asse des 1. BC Bischmisheim-Saarbrücken wollen zum elften Mal Deutscher Mannschaftsmeister werden. Vor einem möglichen Final-Duell mit Top-Favorit Wipperfeld wartet aber noch eine andere Hürde.
Frank Liedke hat ein klares Ziel vor Augen: Die Teilnahme am Final Four-Turnier um die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft im Badminton. Das wird nämlich dieses Jahr in Saarbrücken ausgetragen, genauer gesagt am 29. und 30. April in der Joachim-Deckarm-Halle – der Heimspielstätte des Bundesligisten 1. BC Bischmisheim-Saarbrücken (BCB). Um als Gastgeber am selbst ausgerichteten Turnier teilnehmen zu dürfen, muss das Team sich aber erst einmal dafür qualifizieren.
„Wir müssen das Play-off-Viertelfinale einfach gewinnen“, fordert BCB-Vereinschef Liedke. Während Tabellenführer 1. BC Wipperfeld und der Tabellenzweite SV Fun-Ball Dortelweil sicher qualifiziert sind, werden die verbliebenen zwei Plätze Mitte April im „Viertelfinale“ ausgespielt: Bischmisheim trifft demnach als Dritter auf den Tabellensechsten Blau-Weiss Wittorf Neumünster und der SC Union 08 Lüdinghausen als Vierter auf den Runden-Fünften, den TV Refrath. Die jeweiligen Sieger dürfen in Saarbrücken im Kampf um die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft mitmischen. „Um das zu schaffen, müssen alle Spielerinnen und Spieler fit, vor Ort und gut drauf sein – wir müssen unbedingt mit der stärksten Mannschaft aufschlagen“, weiß Liedke. Um dem international besetzten Team den Einzug in die Runde der besten Vier schmackhaft zu machen, wählt er eine fragwürdige psychologische Methode: „Ich habe der Mannschaft klipp und klar gesagt: ‚Wenn ihr mich blamieren wollt und ausscheidet, mache ich euch Backsteine in die Schuhe und ihr könnt nach Hause laufen.‘ Wenn ich provoziert werde, mutiere ich zu einem zweiten Uli Hoeneß“, verrät er.
„Wir müssen einfach gewinnen“
Gelingt es den nun sicher hochmotivierten Bischmisheimern, die Vorgabe umzusetzen, erwartet sie im Halbfinale des Final Fours am Samstag, 29. April um 16 Uhr, der Tabellenzweite Dortelweil. Im zweiten Halbfinale treffen die Sieger des Duells zwischen Lüdinghausen und Refrath auf Wipperfeld. Obwohl der BCB das jüngste Aufeinandertreffen für sich entscheiden konnte, läuten bei Liedke die Alarmglocken: „Damals haben wir nur knapp mit 4:3 gewonnen, allerdings waren wir dort personell nicht bestmöglich angetreten waren. Trotzdem dürfen wir sie auf keinen Fall unterschätzen. Dortelweil hat eine starke Mannschaft, gegen die wir alles in die Waagschale werfen müssen, was wir haben“, ist Liedke sicher. Gelingt auch dies, würde der BCB im Endspiel um die Deutsche Meisterschaft sonntags um 14 Uhr sehr wahrscheinlich wieder auf Topfavorit Wipperfeld treffen. Wie schon vor einem Jahr in Stuttgart. Damals lagen die Saarländer etwas überraschend mit 3:1 in Führung und hätten die Sensation schaffen können. „Hätte Stine Küspert nicht krankheitsbedingt gefehlt, hätten die niemals das Damen-Doppel gewonnen und wir wären als Sieger vom Feld gegangen“, erinnert sich Frank Liedke. So aber unterlag Bischmisheim noch mit 3:4. Auch das Ligaduell Ende Februar ging klar mit 5:2 an Wipperfeld, wodurch der BCB die direkte Qualifikation für das Final Four als Tabellenzweiter abschreiben musste. Allerdings waren die Saarländer in dieser Partie stark ersatzgeschwächt. „Die Tagesform wird entscheidend sein. Wenn Marvin Seidel und Mark Lamsfuß im Herren-Doppel wieder einen Stahl-Arm kriegen, dann gibt’s von unserem Dänen und unserem Holländer auf die Mütze“, stichelt Liedke in Richtung der beiden Ex-Bischmisheimer: „Frederik Søgaard und Ruben Jille sind im Moment einfach gut drauf. Im Damen-Einzel hätten wir wohl keine Chance, aber dafür sind wir bei den Herren und im Damen-Doppel ganz gut dabei. So oder so wird es sehr spannend.“
Vor fünf Jahren gelang dem BCB der Heimsieg
So wie 2022. Damals wurde das Finalturnier im Zusammenhang mit dem Porsche Tennis-Grand Prix noch in der Stuttgarter Hanns-Martin-Schleyer-Halle ausgetragen. Vom zeitgleich stattfindenden Tennisturnier in der benachbarten Porsche Arena erhoffte man sich einen Zuschauerbonus. „Sagen wir es mal so: Kein Tennis-Zuschauer hat sich Badminton angeschaut“, stellt Frank Liedke ernüchtert fest. Auch im laufenden Jahr sollte das Final Four am 22. und 23. April in Stuttgart stattfinden. Weil jedoch zeitgleich das Endturnier in der dänischen Topliga angesetzt wurde und zahlreiche Bundesligaprofis auch dort im Einsatz sein werden, wurde der Termin um eine Woche nach hinten verlegt. „Wir hätten beispielsweise nur die Zweite Mannschaft nach Stuttgart schicken können. Das Ergebnis hätte also keinen sportlichen Wert gehabt“, erklärt Liedke. Daraufhin machte er dem Deutschen Badminton Liga Verband (DBLV) den Vorschlag, dass einer der Bundesliga-Vereine das Abschluss-Event ausrichten könnten. Auf die folgende Ausschreibung des Verbandes hatten sich allerdings nur der BCB und der Ausrichter des Vorjahres aus Stuttgart beworben. Umso überraschter war Liedke über den positiven Bescheid: „Wir haben die Nachricht an einem Montagabend als Zweizeiler erhalten und mussten erst einmal schlucken“, gibt er zu: „Ich hätte schon gedacht, dass sich auch Wipperfeld und Dortelweil bewerben würden. Ich persönlich hätte Wipperfeld als Tabellenführer den Vortritt gelassen, aber gut: Wir wollen diese Nummer so perfekt präsentieren, wie es viele von uns gewohnt sind.“ Vor fünf Jahren hatte der BCB das Final Four schon einmal ausgerichtet – und sich prompt zum achten Mal den Meistertitel gesichert. „Natürlich wollen wir wieder das Finale erreichen und dann in der eigenen Halle mit der Rückendeckung des Publikums den Titel wieder ins Saarland holen“, sagt Liedke und ergänzt: „Uns ist schon klar, dass Wipperfeld eine bombenstarke Mannschaft hat. Aber wir werden uns dem Favoriten nicht einfach ergeben, sondern alles dafür tun, die Spiele, in denen wir Chancen sehen, durchzubringen.“ Der BCB-Chef setzt also auf und neben dem Spielfeld auf den Teamgeist, der die Saarländer schon immer ausgezeichnet hat. Schon in der Vergangenheit sei es immer wieder gelungen, „über sich hinauszuwachsen“ und dadurch beachtliche zehn Deutsche Mannschaftsmeister-Titel zu gewinnen. Wer weiß, vielleicht kommt der elfte Ende April vor eigenem Publikum dazu.