Im Jahr 2008 schrieb eine Italienerin, in Berlin lebend, unter dem Pseudonym Sonia Rossi den Bestseller „Fucking Berlin". Darin beschrieb sie, wie sie neben ihrem Mathematikstudium an der Freien Universität anfing, als Prostituierte zu arbeiten. Das Buch wurde sogar ins Mongolische und ins Türkische übersetzt. Acht Jahre später erscheint nun die Verfilmung, und mit schillernden Bildern des Berliner Nachtlebens geizt der Film nicht.
Von ihrer Altbauwohnung in Kreuzberg schaut die Hauptdarstellerin, lasziv in zerrissene Strumpfhosen gekleidet, auf dem Fensterbrett sitzend, auf das bunte Leben der Hauptstadt. Unten donnert die U-Bahn-Linie 1 in den Bahnhof Schlesisches Tor. Von hier ist es nicht weit bis zum Satz „Ich war jung und brauchte das Geld", denn der Dönermann an der Ecke gibt der hübschen Studentin keinen Rabatt. Also werden Job-anzeigen in der Zeitung studiert (was im Online-Zeitalter etwas antiquiert wirkt), und dann folgt die Kamera Sonia, wie sie ein „Vorstellungsgespräch" bei einem dicken Live-Cam-Sex-Betreiber absolviert, der malerisch in einer Schrebergartenkolonie sein Quartier hat.
Vor der Kamera zu strippen fällt Sonia leichter als gedacht. Doch mehr Geld lässt sich als Nutte in einem Kreuzberger Puff verdienen. Auch hier weidet sich die Kamera an den Freiern mit ihren abseitigen Wünschen, wobei „Natursekt" noch das harmloseste ist. Sonia nennt sich hier „Mascha", und muss bald zugeben, dass sie sich in der kumpelhaften Puff-Atmosphäre und unter der Regie der mütterlichen Puff-Chefin wohler fühlt, als als „Sonia" im großen Berlin. „Für mich ist Berlin keine Stadt, sondern ein Rhythmus", sagt Sonia am Anfang des Films.
Der Soundtrack unterstreicht dies: der Titelsong beispielsweise, von der Band „Alle Farben". Die Band aus Kreuzberg schaffte ihren Durchbruch 2012. Schade allerdings, dass die Regie nicht ganz die gleiche Mühe darauf verwendet hat, der Hauptdarstellerin psychologische Schlüssigkeit zu verleihen, wie sie sich Mühe mit den krassen Berliner Nightlife-Szenen gegeben hat …