Das traditionelle Weltklasse-Badmintonturnier in Saarbrücken stellte die Organisatoren 2021 vor große Herausforderungen: Trotz Höherstufung durch den Weltverband und des zeitgleich ausgetragenen Fußball-Derbys war das Turnier ein voller Erfolg.
Wie man ein Weltklasse-Badmintonturnier veranstaltet, weiß man beim 1. BC Saarbrücken-Bischmisheim schon lange. Seit über 30 Jahren lockt der Verein die besten Spielerinnen und Spieler der Welt in die Saarbrücker Saarlandhalle. Aus dem „BMW-Cup" wurden zunächst die „Bitburger Open", später die „SaarLorLux Badminton Open". Seit 2021 firmiert das Turnier unter dem Namen „Hylo Badminton Open Saarbrücken". Dank der Höherstufung des Weltverbandes zum BWF Tour Super 500-Turnier (vorher Super 300) spielten die Badminton-Asse dort insgesamt 320.000 Euro Preisgelder aus.
„Die Veranstaltung war rundum ein voller Erfolg. Wir hatten noch nie eine so fantastische Zuschauerkulisse mit Fans, die vor Begeisterung regelrecht ausgeflippt sind", fasst Vereins- und Turnierchef Frank Liedke zusammen und meint damit insbesondere die Delegation aus Indonesien: „Die haben hier ein kleines Volksfest veranstaltet. Sogar der Botschafter aus Frankfurt war angereist, um seine Landsleute in der Halle persönlich zu begrüßen. Das gab es in dieser Form noch nie." In fast allen asiatischen Ländern erfreut sich Badminton als Volkssport größter Beliebtheit. Über 250 Millionen Zuschauer aus 36 Ländern verfolgten das Turnier am Fernsehbildschirm oder via Internet-Übertragung. Auch auf der Plattform Sportdeutschland.tv wurde die Veranstaltung gestreamt und erreichte über 200.000 Zuschauer. „Das ist eine beeindruckende Zahl, mit der ich so nicht gerechnet hätte", gibt Liedke zu. Auch das neue, fernsehähnliche Format Hylo Open Inside, das der Verein erstmals auf dem Youtube-Kanal der Veranstaltung präsentierte, erreichte tausende Zuschauer. „Es gibt offenbar einen Markt und viele Leute, die sich dafür interessieren", stellt Liedke fest, „Ich war hier zunächst skeptisch, das mediale Angebot auszuweiten und habe mich davon überzeugen lassen. Im Nachgang muss ich sagen: Die Jungs und Mädels haben alles richtig gemacht."
„Eine fantastische Zuschauerkulisse"
Dass sich die Nachberichterstattung über das Turnier nahezu ausnahmslos positiv gestalten und sich auf das Sportliche konzentrieren sollte, war im Vorfeld nicht abzusehen. Das parallel und in direkter Nachbarschaft zur Saarlandhalle im Ludwigsparkstadion ausgetragene Fußball-Drittligaspiel zwischen dem 1. FC Saarbrücken und dem 1. FC Kaiserslautern (Endstand: 0:2) versetzte die Organisatoren in Alarmbereitschaft. Schließlich handelte es sich bei dem Derby um ein Hochrisiko-Spiel mit Ausschreitungs-Potenzial. Doch letztlich verlief alles glimpflich. „Wir waren diejenigen, die sich letztlich im experimentellen Feld des Ganzen bewegten", sagt Liedke und berichtet von Gästen aus Asien, die vom großen Polizeiaufgebot im Rahmen eines Drittliga-Spiels „überrascht" gewesen seien: „Ein BWF-Vertreter aus England hat daraufhin entspannt abgewunken und gemeint: ‚Bei uns ist das immer so.‘", erzählt Liedke und betont: „Ich möchte der Polizei ein großes Lob aussprechen, die uns an diesem Tag wirklich hervorragend betreut hat, sodass die beiden Veranstaltungen sehr gut aneinander vorbeigekommen sind." Trotzdem seien für den BC Bischmisheim durch den Mehraufwand enorme Zusatzkosten entstanden. „Ich gehe auch davon aus, dass wir darauf sitzenbleiben werden", sagt Liedke, ohne tiefer in die Thematik einsteigen zu wollen: „Wichtig ist, dass alles gut gelaufen und niemand zu Schaden gekommen ist. Es gab auch international keine böse Presse über uns. Im Gegenteil: Das Turnier war gute Werbung für unser gesamtes Bundesland."
Das Turnier füllte nicht nur mehrere Hotels und sorgte für Umsatz in der Landeshauptstadt, sondern machte auch auf den Olympiastützpunkt an der Hermann-Neuberger-Sportschule aufmerksam. Einige Nationen nutzten die zentrale Lage dazu, hier ihr Trainingslager aufzuschlagen. Auch als Kontaktbörse taugte die Spitzensport-Veranstaltung. So waren gleich mehrere hochrangige Mitglieder des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) zugegen: Khun Ying Patama Leeswadtrakul aus Thailand, die auch BWF-Vizepräsidentin ist und ihr für den Bereich Organisation zuständiger Ehemann Somsak Leeswadtrakul. „Sie war sehr angetan und hat während des Turniers mit Blick auf die Olympischen Spiele 2024 in Paris ein langes Gespräch mit Sport- und Innenminister Klaus Bouillon über die Landessportschule geführt", berichtet Liedke und vermutet: „Hier ist ein für den Sportstandort Saarland wichtiger Kontakt entstanden. Die Olympischen Spiele werden vielleicht nie mehr so nah an das Saarland heranrücken. Von daher sollten wir unbedingt alles dafür tun, dass das Land davon profitieren kann."
Sehr striktes Hygienekonzept
Nach der offiziellen Nachbesprechung beginnen noch in diesem Jahr die Vorbereitungen auf die nächste Ausgabe der Hylo Badminton Open Saarbrücken. Ob es wieder ein Turnier der 500er Serie wird, ist noch unklar. Eigentlich hatte der 1. BC Saarbrücken-Bischmisheim durch die Höherstufung dem Weltverband BWF ausgeholfen. Viele Turniere waren seit Beginn der Corona-Pandemie ausgefallen und der Weltverband wusste, dass er auf die Saarbrücker zählen konnte. „Wir haben abgeliefert und alles so umgesetzt, wie es vom Weltverband vorgesehen war und es ist so abgelaufen, wie wir es uns vorgestellt hatten", erklärt Liedke, gibt aber auch zu: „Das Drumherum war allerdings schon eine Herausforderung." Vor allem das Hygienekonzept mit insgesamt weit über 800 durchgeführten PCR-Coronatests, das schon im Vorfeld enorme Kapazitäten des Personals gebunden hatte. Nur sehr wenige Tests fielen positiv aus, was den Turnierverlauf nicht beeinträchtigte. „Das zeigt, dass wir die gesamte Situation im Griff hatten", stellt der Turnier-Chef klar und ergänzt mit Blick auf die Ausgabe 2022: „Die BWF geht davon aus, dass die Veranstalter ihre vertraglichen Verpflichtungen 2022 wieder umsetzen. Die Vizepräsidentin hatte uns gegenüber allerdings in Aussicht gestellt, dass die Hylo Badminton Open ein 500er Turnier bleiben könnten – sofern wir dies wollten." Die Hylo Badminton Open Saarbrücken sind das einzige Turnier der BWF Tour Super 500, das von einem Verein organisiert und umgesetzt wird und nicht von nationalen Verbänden oder professionellen Agenturen. Da der namensgebende Hauptsponsor sogar als Fernziel ein Turnier der Kategorie BWF Tour Super 750 anstrebt, scheint dieses Szenario nicht unwahrscheinlich. „Wir würden es jederzeit wieder machen", stellt auch Liedke klar.