Einwanderungshürden, lange Wartezeiten und zu hohe Kosten sind Herausforderungen, die die Interessenten überwinden müssen. Elvira Haynes, Pflegedirektorin am Evangelischen Geriatriezentrum Berlin, fordert Verbesserungen bei der Anwerbung ausländischer Pflegekräfte.
Frau Haynes, was behindert Sie als Pflegedirektorin bei der Anwerbung von ausländischen Pflegekräften am meisten?
Wenn wir vom Evangelischen Geriatriezentrum die Kräfte, zum Beispiel auf den Philippinen, gefunden haben, müssen wir sie erst mal nach Deutschland kriegen. Die Zusammenarbeit mit der Botschaft in Manila klappt mittlerweile recht gut, das war nur am Anfang etwas holprig. Wenn dann unsere neuen Mitarbeiter oder überwiegend Mitarbeiterinnen hier in Deutschland angekommen sind, beginnt der tatsächliche bürokratische Schweinsgalopp. Das fängt damit an, dass die Aufenthaltsgenehmigung immer nur für drei Monate erteilt wird. Wir wissen aus Erfahrung, dass unsere neuen Mitarbeiter nicht innerhalb von zwölf Wochen ihre Kenntnisstandprüfung schaffen, das ist aufgrund der Fülle des Lehrstoffs gar nicht zu machen. Das heißt, die jungen Leute versuchen sich einzuarbeiten und müssen sich dann aber zwölf Wochen nach Ankunft gleich mal wieder auf der Ausländerbehörde einfinden, damit der Aufenthaltsstatus verlängert wird.
Dort einen Termin zu bekommen, dürfte ungefähr so einfach sein, wie einen Termin bei einem Berliner Bürgeramt zu ergattern ...
Ganz genau, die Mitarbeiter dort sind völlig überlastet, und ich will denen auch überhaupt keinen Vorwurf machen. Die können für die Gesetze und Verordnungen nichts, und zur Ausländerbehörde haben wir einen guten Draht. Die wissen ja genauso um dieses fragwürdige Verfahren. Haben dann unsere neuen Mitarbeiter ihre Kenntnisstandprüfung in der Tasche, geht der Bürokratie-Zirkus munter weiter. Die Anerkennung muss dann beurkundet werden. Das kann dann noch mal bis zu einem Jahr dauern. Aber nicht, weil wir nicht wissen, welche Unterlagen dazu gebraucht werden, das wissen wir ganz genau. Sondern das sind dann die Amtswege. Das fängt schon bei der Übersetzung der Arbeitsunterlagen aus den Herkunftsländern an, welche nur ein vereidigter Dolmetscher machen kann. Diese beglaubigten Unterlagen beziehungsweise Kopien geben wir der Ausländerbehörde. Dort müssen die Übersetzungen dann noch mal notariell beglaubigt werden. Da sind dann aber noch elf weitere amtliche Dokumente, die den gleichen Weg gehen müssen.
Verzweifeln da nicht Ihre neu angeworbenen Fachkräfte?
Natürlich sind die völlig erschlagen. In ihrer Heimat wird ihnen gesagt, Deutschland sucht dringend Fachkräfte. Dann bemühen sich diese Menschen, machen auf eigene Faust eine Sprachausbildung. Das ist alles Eigeninitiative und die entstehenden Kosten müssen sie am Anfang obendrein selber tragen. Haben sie dann ihre B2-Sprach-Bescheinigung in der Hand und glauben, jetzt geht es los, dann dauert es in ihrer Heimat noch weitere Monate, bevor sie überhaupt in den Flieger steigen dürfen. Kommen diese hoch motivierten Kräfte in Deutschland an, geht es weiter mit dem Bürokratie-Irrsinn. Bis diese Menschen hier richtig angekommen sind, also von ihrer Entscheidung hierherzukommen bis zur wirklichen Aufnahme in Deutschland, dauert das zwei, auch gern mal drei Jahre. Da wundert es mich nicht, dass die Fachkräfteanwerbung im Ausland so schwierig ist. Viele Interessierte schmeißen schnell das Handtuch und gehen dann lieber in andere Länder in Europa.