Es ist eine der größten Touristenattraktionen Israels. Doch das Tote Meer droht sich sprichwörtlich in Luft aufzulösen. Der Salzsee wird nicht mehr ausreichend mit Jordan-Wasser versorgt und trocknet daher immer mehr aus.
Seinen heute gebräuchlichen Namen hatte das Tote Meer bereits in der Antike erhalten. Im Hebräischen wurde es schon im Alten Testament „Salzmeer" genannt. Dabei handelt es sich gar nicht um einen Ozean, sondern um einen rund 900 Quadratkilometer großen Salzsee, der sich in einer abflusslosen Senke befindet und Teil des Jordangrabens im Grenzgebiet zwischen Israel, Jordanien und Palästina/Westjordanland ist. Seine maximale Nord-Süd-Ausdehnung beträgt rund 90 Kilometer, seine maximale Breite in West-Ost-Richtung beläuft sich auf 18 Kilometer. Der See setzt sich zusammen aus einem deutlich größeren nördlichen Teil und einem kleineren südlichen Teil, die beide über einen 13 Kilometer langen Kanal miteinander verbunden sind und auf unterschiedlichen Höhenniveaus angesiedelt sind. Im Nordteil liegt der Wasserpegel bei etwas mehr als 420 Metern unter dem Meeresspiegel, womit das Tote Meer hier der am tiefsten gelegene See der Welt ist und man sich an seinen Ufern am tiefsten begehbaren, trockenen, nicht von Wasser oder Eis bedeckten Punkt des Globus befindet.
Wie lange sich die Millionen Touristen aus aller Herren Länder noch an der berühmten Attraktion mit einem einer Sole entsprechenden Salzgehalt zwischen 28 und 33 Prozent (neun- bis zehnmal salziger als in den Ozeanen) erfreuen können werden, ist ungewiss. Denn seit Israel und Jordanien in den 60er-Jahren begonnen haben, Wasser auf den Jordan abzuschöpfen, ist das Tote Meer um etwa ein Drittel geschrumpft. Seit den 80er-Jahren, seit Israel, Jordanien und Syrien den Jordan und seine Nebenflüsse zur Trinkwassergewinnung umgeleitet haben, ist der Wasserspiegel im Nordteil jährlich um einen Meter gesunken.
Im Südteil hingegen steigt der Pegel jährlich um rund 20 Zentimeter. Ursache dafür sind große Mengen von Salz- und Schlammablagerungen als Nebenprodukt industrieller Mineraliengewinnung. Es gibt verschiedene, allesamt extrem kostspielige Pläne zur Rettung des Toten Meeres, darunter einen 300 Kilometer langen Kanal zum Roten Meer. Daher werden womöglich auch noch in Zukunft Touristen bei bis zu 40 Grad Außentemperatur gleichsam schwerelos an der Oberfläche des Salzmeeres schweben oder sich zu heilenden Kuren für Haut und Gelenke in den zahlreichen Luxusresorts rund um den See einfinden können. Die Aufenthaltsdauer im kaum Erfrischung bietenden Wasser sollte eine Viertelstunde nicht überschreiten, weil sonst der hohe Salzgehalt dem Körper zu viel Feuchtigkeit entziehen könnte.